Mindestlohn: Taxifirma kürzt Fahrten

Sonntagmorgen, 2 Uhr, und kein Taxi - vergangenes Wochenende besuchte Jan Heupel (39) einen alten Schulfreund in der Oberstadt. Der gelernte Heilpraktiker lebt und arbeitet seit einiger Zeit in Rendsburg (Kreis Rendsburg-Eckernförde), kommt aber öfter am Wochenende in seine alte Heimat. Dann übernachtet er bei seinen Eltern in der Hans-Mayer-Siedlung. Wenn er Freunde besucht, nimmt er für den Rückweg gern ein Taxi. So war es auch diesmal geplant. Nur: "Ich habe kein Taxi bekommen", so Heupel. Er versuchte es unter mehreren Telefonnummern - manchmal ging keiner ran, ein anderes Mal wurde ihm eine Fahrt mit über einer Stunde Wartezeit angeboten.

"Aufgrund der Einführung des Mindestlohns gibt es in unserem Bereich die ersten Betriebsaufgaben und Kündigungen", sagt Thomas Krotz, Vorsitzender beim Landesverband für das Taxi- und Mietwagengewerbe Schleswig-Holstein. Seit dem 1. Januar 2015 bekommen auch Taxifahrer mindestens 8,50 Euro pro Stunde, zuvor wurden sie meist am Umsatz beteiligt.

"Wir müssen natürlich wirtschaftlich arbeiten", sagt Eugen Halter, Mitarbeiter bei der Firma "Mini-Peya" in Geesthacht. Das Taxiunternehmen hat schon auf den Mindestlohn reagiert: In der Zeit von Sonntagmorgen, 6 Uhr, bis Donnerstag, 24 Uhr, ist nach Mitternacht nur noch ein Taxi unterwegs. Früher waren es zwei. Angesichts der Auftragslage lohnt sich die Beschäftigung von zwei Fahrern nachts nicht mehr. Wenn die Situation sich nicht ändert, wird das Unternehmen möglicherweise unter der Woche Nachtfahrten nur noch auf Vorbestellung anbieten.

"Dann bekommen wir holländische Verhältnisse", warnt Krotz. In unserem Nachbarland bekommt man in ländlichen Gegenden unter der Woche nachts kein Taxi mehr. Krotz Lösungsvorschlag: Der Staat soll helfen. "Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) wird ja auch subventioniert." Allerdings liegen bisher noch keine konkreten Zahlen über die Auswirkungen des Mindestlohns auf das Fahrgastaufkommen vor.

Unklar ist auch, wie es mit den Krankenfahrten weitergeht. Pro Jahr nutzen 1,5 Millionen Deutsche ein Taxi für die Fahrt zum Arzt, doch die Kassen wollen sich an den gestiegenen Kosten nicht beteiligen. "Da stehen wir aktuell noch in Verhandlungen mit dem Spitzenverband GKV", so Krotz. Eine Entscheidung soll voraussichtlich bis Mitte Februar fallen. Bis zum 31. März sei die Beförderung sichergestellt.