Serie: Spannende Archiv-Fundstücke

Rund 100 Jahre waren sie ein wichtiger Bestandteil des soziokulturellen Lebens in Geesthacht: Die Mitglieder des Schiffervereins organisierten Feste, nahmen an Feiern teil und kümmerten sich im Todesfall mittels Unterstützungskasse um die Angehörigen ihrer verstorbenen Mitglieder. Doch die Geschichte dieses Vereins wäre beinahe in Vergessenheit geraten. "Am 5. Mai 2010 haben Rolf Marwedel, Egon Görges, Manfred Beck und Karl Kloppisch die Vereinsfahne dem Geschichtsverein zur Verwahrung gegeben", sagt Helmut Knust vom Heimatbund und Geschichtsverein. Der Verein löste sich auf.

Jetzt hat sich Knust zusammen mit Wolf-Rüdiger Busch der Geschichte des Schiffervereins angenommen. Anhand von Protokollbüchern wird das Wirken der Elbschiffer untersucht. "So ein Protokollbuch ist wie ein Lebenslauf", sagt Museumsleiter Busch. Darin seien eben nicht nur die großen Ereignisse, sondern auch Alltägliches festgehalten worden. Jeder Posten der Kassenführung, jedes Mitglied ist mit seinem Namen in den insgesamt vier Protokollbüchern festgehalten worden. Zusätzlich liefern Briefe, Einladungen und Akten weitere Informationen - insgesamt drei Kartons voll. "Dadurch bekommen wir Eindrücke in ein Vereinsleben, das es so heute nicht mehr gibt", so Knust. Davon hat unter anderem schon die Namensforschung schon profitiert.

Im 19. Jahrhundert transportierten Geesthachter Schiffer Buchen- und Föhrenholz aus den lauenburgischen Wäldern nach Hamburg. Außerdem handelten die Schiffer mit Kohlen, Glas und Kartoffeln. Wie wichtig diese Transporte waren, zeigt sich im Stadtwappen von 1929: die rechte Seite ziert ein goldener Kahn mit weißen Segeln auf fließendem Gewässer.

Um ihre Interessen besser vertreten zu können, schlossen sich 74 Geesthachter am 23. Januar 1910 unter dem Vorsitz von Karl Luzius zum "Schifferverein für Geesthacht und Umgegend von 1910" zusammen. Ein Jahr später wurde über Spenden eine Vereinsfahne mit der Inschrift "Es blühe Handel, Schiffahrt und Gewerbe" in Auftrag gegeben, welche 1912 bei einem Umzug präsentiert wurde. "Diese ging leider im Zweiten Weltkrieg verloren, heute gibt es noch eine exakte Kopie der Vereinsfahne", so Knust. Als Original erhalten sind ein 1923 gestiftetes Schiffssymbol sowie der Schifferpokal, aus dem jeder Gast auf einer Vereinsfeier den Willkommenstrunk gereicht bekam.