Interview: GITZ-Chef Rainer Döhl-Oelze blickt auf bewegtes Jahr zurück - Noch freie Räume für Start-ups

Bisher haben fast 40 Firmen die Unterstützung des Geesthachter Innovations- und Technologie-Zentrums (GITZ) an der Max-Planck-Straße bei einem Start in die Selbstständigkeit genutzt - mit Räumen, Vernetzung und Infrastruktur. Die Erfolgsquote der Firmen liegt bei 90 Prozent. Aktuell bieten zwölf Firmen im GITZ etwa 120 Arbeitsplätze. Das erste Gebäude, 2400 Quadratmeter groß, wurde 2003 vom Land Schleswig-Holstein und vom Kreis Herzogtum Lauenburg gefördert. Ziel war es, Firmengründern aus dem wissenschaftlichen und technologischen Bereich gute Rahmenbedingungen für ihre Geschäftsidee zu schaffen. Und das ist gelungen, 2006 kamen erst 1000 Quadratmeter hinzu, 2008 noch einmal 2500 Quadratmeter und in diesem Jahr wurde um 4500 Quadratmeter erweitert. Damit spielt das GITZ bundesweit in der ersten Liga mit. Wir sprachen mit GITZ-Geschäftsführer Dr. Rainer Döhl-Oelze über die Zukunftsperspektiven.

LL:

Herr Döhl-Oelze, in diesem Jahr hat das GITZ bisher nicht gekannte Veränderungen erlebt. Was ist alles passiert?

Döhl-Oelze:

Wir haben für die erfolgreiche Firma Incoatec einen Neubau errichtet, sozusagen die Hülle geschaffen, den die Firma dann selbst ausgestattet hat. Incoatec nutzt heute einen eigenständigen Baukörper komplett alleine. Außerdem hat uns die Firma GALAB verlassen, was uns aber Freiflächen für neue Unternehmensgründungen beschert hat.

Wie stark ist das GITZ denn aktuell ausgelastet?

Wir haben eine Belegungsquote von 70 Prozent, wobei etwa 80 Prozent für ein Technologie-Zentrum als Optimum gilt, weil man dann einerseits eine gute Belegung hat, um die nötigen Einnahmen zu erwirtschaften, andererseits aber auch ausreichend Flächen anbieten kann, wenn Existenzgründer einziehen oder expandieren möchten.

1200 Quadratmeter, die durch den Auszug von GALAB frei geworden sind, sind aber ein ganz schöner Brocken.

Das ist korrekt, aber wir haben bereits für die Laborflächen einen ersten neuen Mieter im Haus und stehen mit einem weiteren Interessenten im Gespräch. Wer als Start-up mit 25 Quadratmetern anfängt, braucht schon einige Zeit, um die Lücke zu schließen.

Wie ist denn aktuell die Nachfragesituation durch Existenzgründer?

Fakt ist, dass zurzeit kaum Existenzgründungen im naturwissenschaftlichen oder technischen Bereich erfolgen. Der Arbeitsmarkt ist zurzeit für die Beschäftigten so gut, dass sie sozusagen nicht in der Not sind, sich selbstständig zu machen. Da schlummern sicher viele Ideen, die wir eigentlich mobilisieren müssten.

Wie versuchen Sie denn, für das GITZ als Standort zu werben?

Wir sind da sehr aktiv, sind in den Hochschulen präsent, um dort für den Schritt in die Selbstständigkeit und das GITZ als idealer Basis dafür zu werben. Wir helfen in allen Fragen zur Existenzgründung, um die Start Ups auf einen guten Weg zu bringen, das ist ja einer unserer Bausteine. Außerdem haben wir unter dem Motto 'Perspektiven für den Technologie- und Wissenschaftstransfer im Kreis Herzogtum Lauenburg' eine Studie erstellen lassen, die Wege aufzeigt, von denen Forscher und Unternehmen profitieren können. Es ist leider noch immer so, dass Wirtschaft und Wissenschaft zu sehr parallel laufen und nicht ausreichend gekoppelt sind. Wir wollen damit gerade im Forschungsbereich noch einmal anhand der erfolgreichen Ausgründungen aus dem Forschungszentrum nebenan deutlich machen, welche Chancen so ein Schritt bietet.

Sie engagieren sich ja auch sonst sehr für den Standort und die Verknüpfung von Wissenschaft und Wirtschaft. Was läuft denn da aktuell?

Ich bin unter anderem 2. Vorsitzender des neu gegründeten Vereins NINa, der Norddeutschen Initiative Nanotechnologie. Da geht es uns darum, die Verbindungen zwischen Unternehmen und Forschungseinrichtungen in Schleswig-Holstein und Hamburg zum Thema Nanotechnologie zu stärken. Gerade hat uns das Kieler Wirtschaftsministerium einen Zuwendungsbescheid für die Arbeit über 330 000 Euro in drei Jahren erteilt.

Die Stadt Geesthacht hat sich ja an der Entwicklung des GITZ beteiligt. Ein lohnender Schritt?

Eindeutig ja. Wenn man bedenkt, dass die Stadt 200 000 Euro Stammkapital beigesteuert hat, aber pro Jahr etwa 300 000 Euro an Gewerbesteuern von den hier ansässigen Unternehmen eingenommen werden, wird die Erfolgsgeschichte für die Stadt deutlich.

Und hat das GITZ noch die Möglichkeit, weiter zu wachsen?

Ja, wir verfügen vor dem Neubau von Incoatec noch über eine Fläche, die sofort bebaut werden könnte. Außerdem können wir auch im rückwärtigen Bereich noch Flächen erschließen.