Briefzustellung: Post setzt zu Weihnachten Aushilfskräfte ein - In Geesthacht ging das schief

Der Briefkasten von Thomas Markwart an der Fährstraße bleibt oft leer - dabei bekommt der Ratsherr fast täglich Briefe und Sitzungsunterlagen von der Stadt. Allerdings kommt der Zusteller immer seltener und wenn überhaupt, dann auch erst am Abend. Auch gestern blieb der Briefkasten wieder leer.

"Ich habe schon beinahe wichtige Termine verpasst, weil die Einladungen im letzten Moment kamen. Vor dem Sommerurlaub haben wir ein Rezept für unseren Sohn bei unserem Lauenburger Hausarzt bestellt. Es kam nicht mehr rechtzeitig. Wir mussten ohne Medizin verreisen", ärgert sich der Geesthachter.

Dabei verspricht der "Gelbe Riese" auf seiner Internetseite: Täglich stellen wir bundesweit rund 64 Millionen Briefe zu. 94 Prozent davon erreichen bereits nach einem Tag ihr Ziel. Mit dieser Laufzeit übererfüllt die Deutsche Post die gesetzliche Vorgabe der Postdienstleistungsverordnung von 80 Prozent - ein Spitzenwert, auch im internationalen Vergleich. So weit die Bekundungen. Die Praxis sieht anders aus, wie die zahlreichen Beschwerden unserer Leser in diesem Jahr gezeigt haben (wir berichteten mehrfach).

Auch Thomas Markwart und seine Nachbarn können von diesen Zuständen nur träumen. "Seit einem Jahr bekommen wir nur alle zwei Tage Post. Seit Anfang Dezember ist es noch viel schlimmer geworden. Der Briefträger kommt nur noch einmal in der Woche und wirft dann einen ganzen Packen Briefe ein", berichtet der Christdemokrat. Wenn der Briefträger kommt, dann nicht mehr morgens, sondern erst am Abend. Werbebroschüren kommen so spät, dass die Angebote längst abgelaufen sind, die die Post in ihrem eigenen Service "Einkauf aktuell" in einer Plastiktüte verteilt.

"Ich war beim Postamt in der Stadt und habe versucht, einen Verantwortlichen zu finden, mit dem ich über die Probleme reden kann. Das ist mir nicht gelungen. Ich bekam nur die Nummer einer anonymen Service-Hotline und keinen Ansprechpartner", so Markwart.

In seinem Freundeskreis sehe es nicht besser aus. "egal, mit wem ich spreche: Im gesamten Stadtgebiet gibt es das gleiche Bild. Die Post kommt zu spät oder gar nicht an", so der Politiker. Besonders geärgert hat er sich, als seine neue EC-Karte über eine Woche unterwegs war. "Ich dachte bereits, sie sei verloren gegangen oder gestohlen worden. Dann kam sie endlich", so Markwart. Er ist übrigens Kunde bei der Postbank.

Auch in den sozialen Netzwerken wird der Ärger mit der Postzustellung intensiv diskutiert. So ist beispielsweise die Geesthachterin Angelika Döbbelin genervt, dass sie in Grünhof-Tesperhude nur unregelmäßig Post bekomme. Bei Kai-Uwe Wieckhorst aus Geesthacht komme montags nie der Postbote.

"Wir bedauern diese Fälle sehr. Weil in der Weihnachtszeit erheblich mehr Post anfällt und deutlich mehr Pakete ausgeliefert werden, setzen wir punktuell angelernte Aushilfskräfte ein. Das ist auch im Bezirk von Herrn Markwart der Fall. Unsere Recherchen haben ergeben, dass der Mann schlichtweg überfordert war. Er wird nachgeschult", sagt Postsprecher Martin Grundler. Ein Postbote muss seinem Vorgesetzten melden, wenn er eine Tour abbricht. Dann setzt er diese am nächsten Tag fort. Das ist die Vorschrift. Der Aushilfsbriefträger hatte seine Tourabbrüche nicht gemeldet und somit immer mehr Post zu verteilen gehabt.