Eisbrecherflotte hat Testfahrten absolviert

Volle Kraft voraus für die PS-Protze, die bei Eisgang für einen geordneten Wasserabfluss auf der Elbe sorgen sollen: Die Eisbrecher-Flotte des Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA), die im Geesthachter Hafen an der Wärderstraße stationiert sind, hat jetzt ihre Probefahrt vor dem Saisonstart absolviert. "Alle Schiffe sind einsatzbereit", sagt Andreas Schultz. Er koordiniert die Spezialschiffe, wenn der Eisaufbruch nötig werden sollte. Mit bis zu 1170 PS können sie sich gegen Eismassen anstemmen.

"Büffel", "Bison", "Keiler", "Wisent" und Co. heißen die Eisbrecher. In der Regel muss die Schifffahrt auf der Elbe bei anhaltendem Frost oder bei starkem Eisgang eingestellt werden. Auf den Kanälen ist das meist schon früher nötig. Der Aufbruch der geschlossenen Eisdecke erfolgt dann jeweils rechtzeitig bei einsetzendem Tauwetter, um eine schnellstmögliche Wiederaufnahme der Schifffahrt zu ermöglichen. Der Schutz der Ufer und baulicher Anlagen vor Eisgang durch unkontrolliert abgehendes Eishochwasser sind die Hauptaufgaben der Besatzungen.

"Wir haben die Eisbrecher zwei Tage lang getestet und die Besatzungen geschult", sagt Schultz. Außer aus Geesthacht kommen die Besatzungsmitglieder aus Lauenburg, Mölln, Bleckede, Waren an der Müritz und sogar Frankfurt an der Oder. Gegebenenfalls leben die Teams während eines längeren Einsatzes auch an Bord. Schiffsführer, Steuermann, Matrose und Maschinist bilden jeweils eine Crew.

Die Eisbildung an der Elbe beginnt zunächst mit erstem Grundeis auf der Flusssohle und Randeis in den Buhnenfeldern. Durch aufschwimmendes Grundeis in Verbindung mit abbrechendem Randeis bilden sich die typischen runden Treibeisschollen, die dann flussabwärts treiben. Bei starker Eisbildung schichten sich die Schollen auf, bildet sich eine geschlossene Eisbarriere. Im Februar 2012, als die zehn Spezialschiffe des WSA zum bisher letzten Mal auf der Elbe massiv gefordert waren, schrammte man knapp an einer Katastrophe vorbei: Damals hatte sich ein Eiswall gebildet, hinter dem sich rasend schnell das Wasser staute. Im letzten Moment gelang es den Eisbrechern, am Stauwehr einen Durchbruch für den Wasserabfluss zu schaffen. Erstmals waren die Schiffe sogar nachts im Eiseinsatz, was als extrem gefährlich gilt.

Eine ähnliche gefährliche Situation gab es 1986, damals mussten Pioniere der Bundeswehr unterhalb von Geesthacht eine Eisbarriere auf der Elbe sprengen.

Was den Schiffsbesatzungen in diesem Winter bevorsteht, ist unklar. "Eine Prognose kann man nicht abgeben, manchmal geht es ganz schnell", erläutert Schultz: Wenn es mindestens minus 10 Grad kalt ist, dauert es nur zwei oder drei Tage, bis die Elbe bei Geesthacht mit Treibeis bedeckt ist.