Arbeitskreis prangert Probleme von Rollstuhlfahrern im öffentlichen Nahverkehr an

Es gibt viele alltägliche Dinge, die Menschen ohne Behinderung einfach tun, ohne sich über die Komplexität Gedanken zu machen: zum Beispiel mit dem Bus fahren. Doch wer im Rollstuhl sitzt, stößt dabei oft und teilweise unnötig an seine Grenzen. Die Probleme im öffentlichen Personennahverkehr (ÖPNV) sind aber nur eins der Themen, mit denen sich der "Arbeitskreis Menschen mit Behinderungen der psychosozialen Arbeitsgemeinschaft (PSAG) im Kreis Herzogtum Lauenburg" beschäftigt.

Seit 1998 engagieren sich etwa 15 bis 20 Vertreter von Trägern, Interessenverbänden, Selbsthilfegruppen, Schulen oder Werkstätten, um die Lebensbedingungen der Menschen mit Behinderungen zu verbessern. Eine mühsame Aufgabe, bei der Geduld gefragt ist: "Oft wird uns gesagt, dass wir ein Konsolidierungskreis sind und eben kein Geld vorhanden ist, sondern vielmehr noch Einsparungen stattfinden müssen", sagt Elke Dittmer, Geschäftsführerin des Arbeitskreises. Die Sprecher, Petra Marek und Ludwig Beckmann, betonten das Positive: "Wir sind inzwischen gut vernetzt und tauschen uns aus, das hilft bei mancherlei Problemen." Frustrierend findet Marek, dass die Anregungen von der Politik nicht aufgenommen werden und Beckmann fügt hinzu: "Das ist alles ganz schön mühselig, aber der Bedarf an dem Arbeitskreis ist vorhanden."

Beim vergangenen stand insbesondere der ÖPNV auf der Agenda. Eine längere Taktung beim Umsteigen wird angemahnt, ebenso ein angemessener Umgang des Personals mit den Behinderten, außerdem sollten die Fahrer ihre Niederflurbusse auch wirklich absenken und nah an die Kantsteine fahren, damit die Rollifahrer, aber auch Menschen mit Gehhilfe oder Mütter mit Kinderwagen besser ein- und aussteigen können. Zu wenig wird auch auf die Bedürfnisse von Menschen mit Seh- und Gehörbehinderungen eingegangen. Die einen können den Fahrplan nicht lesen, die anderen die Haltestellenansagen nicht hören. Beides zum entspannten Erreichen des Zieles außerordentlich problematisch.

Andrew Yomi, Verkehrsplaner des Kreises, dazu: "Wir sind definitiv auf einem sehr guten Weg, denn bereits mehr als 95 Prozent unserer Busse sind niederflurig, davon sind die meisten bereits mit optischen und akustischen Ansagen ausgestattet." Bei jedem Fahrzeugwechsel werden die Ausstattungsmerkmale festgelegt, um mobilitätseingeschränkten Personen gerecht zu werden, berichtet Yomi. Ausnahmen sind beispielsweise die Schnellbuslinie von Ratzeburg über Mölln nach Hamburg. Die Fahrt über die Autobahn darf nur mit sitzenden Personen in hoher Geschwindigkeit erfolgen, daher werden die Hochflurbusse mit bis zu 60 Sitzplätzen verwendet, da diese Linie von vielen Pendlern frequentiert wird.

Außerdem machen äußere Gegebenheiten, wie falsch geparkte Fahrzeuge oder nicht barrierefrei ausgestattete Bushaltestellen den Busfahrern ein adäquates Verhalten unmöglich. Der Verkehrsplaner erläutert: "Der Kreis ist für die Busse und die Masten mit der Beschilderung an den Bushaltestellen zuständig, für die Haltestellen selber zeichnen die Kommunen verantwortlich." Etwa 10 bis 20 Prozent der 1500 Haltestellen im Kreis sind barrierefrei. Im Paragrafen acht des Personenbeförderungsgesetz wurde festgelegt, dass bis 2022 alles barrierefrei sein sollte, Ausnahmen sind möglich, müssen aber begründet werden. Yomi fügt hinzu: "Die Busfahrer werden seit dem vergangenen Jahr alle zwei Jahre über sämtliche Dinge der Personenbeförderung, auch im Umgang mit mobilitätseingeschränkten Personen, geschult."

Wer in dem Arbeitskreis mitarbeiten möchte, kann sich unter www.psag-lauenburg.de informieren, die nächsten Treffen sind in 2015 am 23. Februar in Ratzeburg, 1. Juni in Mölln sowie 7. September und 23. November an noch nicht bekannten Tagungsorten.