Protest gegen rasende Eltern

Mark Lang (10), Moritz Lipka (9), Lejla Kolovac (10) und Gizen Sahillioglu (10) sind enttäuscht: "Die meisten haben uns gar nicht beachtet", sagt Gizen. Dabei sind die vier Grundschüler der Bertha-von-Suttner-Schule am Mittwoch extra früh aufgestanden und haben ihre selbst gebastelten Schilder mit der Aufschrift "Sie gefährden Kinder" oder "Einfahrt verboten" geschwungen. Alles vergeblich! "Die fahren einfach an uns vorbei", sagt Moritz.

Gemeint sind die Eltern ihrer Mitschüler, die ihre Kinder mit dem Auto zur Schule bringen. Allerdings diese nicht beim großen Busparkplatz am Dösselbuschberg aussteigen lassen, sondern die Kinder über den Schulweg lieber direkt vor der ehemaligen Grundschule abliefern - zum Teil mit deutlich erhöhter Geschwindigkeit. Außerdem ist das Anhalten im Schulweg ohnehin nirgends gestattet. Deswegen sorgen sich viele Grundschüler um ihre Sicherheit. Nun hat die Klasse 4b die Protestaktion gestartet, um die Eltern ihrer Mitschüler auszubremsen. "Seit drei Wochen stehen die Kinder morgens mit den Schildern am Eingang zum Schulweg", sagt Grundschulkoordinatorin Ulrike Wulff. Beinaheunfälle hätte es in der Sackgasse schon etliche gegeben, berichten Wulff und die Schüler übereinstimmend.

Doch auch die angemahnten Eltern haben ihre Gründe für den Bringedienst bis vor die Schultür. Eine Mutter, die ihre siebenjährige Tochter zur Schule bringt: "Ich möchte sie nicht allein gehen lassen, denn sie wird immer von den Jungs geärgert." Sie könnte ihre Tochter zwar bis vor die Tür begleiten, doch das kostet Zeit.

Dabei war die Situation früher klar geregelt. "Bis zum 16. September 2008 stand am Anfang des Schulwegs ein Einfahrtverbotsschild für alle Fahrzeuge mit dem Zusatz, dass Bedienstete der Schule und Anlieferer einfahren dürfen", sagt Stadt-Sprecher Torben Heuer. Doch das war laut Straßenverkehrsordnung nicht zulässig. Möglich wäre ein Verbotsschild mit Ausnahme für Anlieger gewesen, aber das hätte nicht für die Eltern gegolten. Heuer: "Daher hat sich die Stadt gegen ein Schild entschieden".

Vom Gesetz her spricht also nichts gegen den Bringedienst. "Wir bekommen immer wieder Beschwerden über zu schnelles Fahren, aber rein rechtlich ist die Zufahrt gestattet", sagt Polizeichef Thomas Specht. Im Rahmen der Schulwegsicherung wären immer wieder Beamte vor Ort, um sich ein Bild über die Situation zu machen.

Der Schulweg wird vermutlich auch die Architekten des als "Spange" bezeichneten geplanten Verbindungsbaus zwischen ehemaliger Realschule und der alten Grundschule beschäftigen. Schulplaner Hubertus Schober hatte bereits angeregt, den Schulweg zu schließen und in den Schulhof zu integrieren.