Fan-Krawalle: 35-Jähriger verurteilt

Obwohl selbst Strafrichterin Insa Oppelland einen "massiven Widerstand" erkannte, verurteilte sie Michael M. (35) gestern nur zu einer Geldstrafe von 300 Euro. Der Staatsanwalt hatte 450 Euro gefordert. M. war angeklagt, den Polizeibeamten Michael Z. (33) bei Ausschreitungen nach dem Viertelfinalsieg der deutschen Fußballnationalmannschaft während der Fußball-WM auf dem Gelände der Geesthachter Aral-Tankstelle in den Schwitzkasten genommen und dabei verletzt zu haben. Warum, blieb gestern während der Verhandlung unklar. Der 35-Jährige konnte der Verhandlung auch nicht wirklich folgen, auf einen Verteidiger hatte er verzichtet.

Es war der erste Prozess einer ganzen Reihe, denn mehrere Polizisten wurden während der Auseinandersetzungen nach den WM-Spielen angegriffen und verletzt.

Z. und seine Kollegen waren gegen 23.40 Uhr zur Tankstelle gerufen worden, weil nach dem eigentlichen Einsatzende eine Massenschlägerei unter 40 Beteiligten entstanden war. Als Z. zwei Schläger trennen wollte, wurde er von hinten selbst geschlagen und in den Schwitzkasten genommen. Nur durch einen Schlag ins Gesicht des Angreifers, den Z. eindeutig als den Angeklagten identifizierte, konnte er sich befreien. Er wurde verletzt, war eineinhalb Wochen dienstunfähig.

17 Streifenwagen-Besatzungen rasten schließlich zum Einsatzort, um die Lage unter Kontrolle zu bringen. "Das hatten die Kollegen so in Geesthacht lange nicht erlebt", berichtete Z. im Gericht von der Brutalität der Fan-Krawalle.

Wie der Angeklagte, bei dem ein Promillewert von 2,11 festgestellt wurde, waren die meisten beteiligten betrunken. Ein Umstand, den die Richterin M. auch noch zugute hielt. Und obwohl der 35-Jährige schon wegen Misshandlung und Körperverletzung Schutzbefohlener im Gefängnis saß, fällte sie aufgrund des geringen Einkommens des ungelernten Baumpflegers ein mildes Urteil.

"Ich stelle immer wieder fest, dass Gerichte sehr zögerlich rangehen, wenn Polizisten Opfer von Gewalt werden", sagte Manfred Börner, der Landesvorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, in einer ersten Reaktion auf das Urteil.