Wende: Vor 25 Jahren fiel die Mauer - Seitdem hat sich an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze in der Region viel verändert

. Sie war das Sinnbild des Kalten Krieges: 28 Jahre lang war Deutschland durch Grenzmauern, Stacheldrahtzäune und Selbstschussanlagen getrennt. Insgesamt 1378 Kilometer Grenzanlagen trennten Familien, rissen teilweise ganze Ortschaften auseinander. Berlin wurde durch eine 167 Kilometer lange Mauer geteilt. Bei Fluchtversuchen kamen mindestens 98 Menschen ums Leben, allerdings geht man von einer höheren Anzahl an Opfern aus, da nicht alle Fälle bekannt sind.

Doch Mitte der 80er-Jahre läutete der damalige sowjetische Generalsekretär Michael Gorbatschow mit Glasnost (zu Deutsch: Transparenz) und Perestroika (Umbau) eine politische Kehrtwende ein. Auf einer Pressekonferenz am 9. November 1989 verkündet SED-Politbüromitglied Günter Schabowski: "Privatreisen nach dem Ausland können ohne Vorliegen von Voraussetzungen, Reiseanlässen und Verwandtschaftsverhältnissen beantragt werden. Die Genehmigungen werden kurzfristig erteilt. Meines Wissens ab sofort." Nur wenige Stunden später fällt in Berlin die Mauer. Anfang Dezember werden einzelne Grenzsicherungsanlagen demontiert, bis zum Frühjahr 1990 ist ein Großteil der Anlagen verschwunden.

Und 25 Jahre später? "Heute erinnert entlang der einstigen Grenze kaum noch etwas an diese lebensgefährliche Geschichte", sagt der Grenzfotograf Jürgen Ritter. Wo früher DDR-Grenzer mit geladener Waffe auf dem Deich bei Lauenburg patrouillierten, weiden heute Schafe und vereinzelte Spaziergänger genießen den uneingeschränkten Blick.

Mit dem Fall des "Eisernen Vorhangs" wurde auch die eingeschränkte Reisefreiheit der DDR-Bürger Stück für Stück ausgeweitet. Während es bis 1952 mehrere Grenzübergänge gab, wurde die Zahl später drastisch eingeschränkt. Zwei Übergänge, die auch für den Transit frei blieben, lagen in Schleswig-Holstein: Bis zur Fertigstellung der Transitautobahn Hamburg-Berlin (heute A 24) konnten bei Lauenburg/Horst sogar westdeutsche Fahrradfahrer von Sonnenaufgang bis -untergang von Schleswig-Holstein in den Bezirk Schwerin radeln. Später wurde der Verkehr von und nach Westberlin über den Grenzübergang Gudow/Zarrentin abgewickelt. Heute markiert auf der B 5 nur ein Schild des Landes Mecklenburg-Vorpommern den ursprünglichen Grenzverlauf - meist unbemerkt von den vorbeifahrenden Autos.

Einen Sonderfall bildete die Elbe: "Der Grenzverlauf war nicht ganz geregelt", erinnert sich Ernst Schmidt. Der ehemalige Betriebsleiter befuhr mit dem Raddampfer "Kaiser Wilhelm" 20 Jahre lang die Elbe entlang der innerdeutschen Grenze.

Eigentlich hätte nach internationalem Recht die Flussmitte gegolten, doch Schmidt und seine Crew nutzten die volle Breite des Stroms. Dabei begegneten ihnen auch immer wieder Grenzboote, doch es kam zu keinem einzigen Zwischenfall. "Wir sind immer mit Gottvertrauen losgefahren", so Schmidt. Hin und wieder wurden bei diesen Begegnungen der Raddampfer und seine Passagiere von den Grenzern per Megafon beschallt: "Je nach politischer Lage wurde man dann als Deutscher oder als Klassenfeind bezeichnet", so der ehemalige Betriebsleiter. Doch das wurde mit Humor weggesteckt. "Die Grenzboote waren meist mit drei Mann besetzt. Zwei vorne und einer hinten. Wir haben gescherzt, dass die beiden vorne aufpassen müssen, dass der hinten nicht rübermacht", sagt Schmidt.