Willkommenskultur: Stadt setzt auf Lenkungsgruppe und Ehrenamt für Flüchtlingsbetreuung

Die Welle der Flüchtlinge reißt nicht ab, und die Kommunen stehen jetzt vor der großen Aufgabe, eine Willkommenskultur zu schaffen. Das will auch Geesthacht. Aktuell sind in der Stadt 141 Flüchtlinge untergebracht - acht davon aus Platzmangel sogar in Obdachlosenunterkünften. Insgesamt 158 Menschen soll Geesthacht nach den aktuellen Planungen aufnehmen - angesichts der zunehmenden Auseinandersetzungen im Nahen Osten und in Nordafrika wird es vermutlich nicht dabei bleiben.

"Der Großteil der Flüchtlinge ist zwar schon da. Aber sie sind dezentral untergebracht und fallen in der Öffentlichkeit nicht auf. Erst mit den Containerstandorten rücken sie in den Fokus der Öffentlichkeit. Deshalb ist es besonders wichtig, diese Menschen willkommen zu heißen und ihnen zu zeigen, dass wir sie gerne hier haben", sagt Andreas Dreyer aus dem städtischen Sozialamt. Gemeinsam mit Christiane Buhk wird er im Rathaus eine Lenkungsgruppe koordinieren, um eine Willkommenskultur zu schaffen und die Flüchtlinge optimal zu betreuen. Aber auch möglichst viele ehrenamtliche Helfer sollen mitwirken. Dafür hatte Bürgervorsteher Samuel Bauer zu einer Auftaktveranstaltung zur Willkommenskultur eingeladen. Knapp 150 Besucher - zum überwiegenden Teil ehrenamtlich Tätige - folgten seiner Einladung. "Wir haben die E-Mail-Adressen der Gäste und werden sie jetzt anschreiben, inwieweit sie dabei mitwirken wollen, die Flüchtlinge willkommen zu heißen und ihnen zu helfen. Sei es mit Sprachunterricht, gemeinsamen Aktivitäten oder Hilfen bei Behördengängen. Wir werden uns mit den Freiwilligen noch in diesem Jahr zusammensetzen", kündigt Dreyer an.

Wie groß die Probleme für Flüchtlinge sind, machten mehrere Experten deutlich, die Dreyer und Bauer als Referenten für den Informationsabend eingeladen hatten.

"Die Flüchtlinge müssen möglichst schnell die Sprache lernen. Nach der jetzigen Rechtslage haben sie keinen Zugang zu den Integrationskursen. das muss sich schnellstens ändern", sagte Michael Treiber von Awo Interkulturell. Aber auch Arbeit ist wichtig: "Es kommen hoch gebildete Menschen, beispielsweise aus Syrien, zu uns. Es ist ein Unding, dass sie nicht arbeiten dürfen. Wir brauchen Fachkräfte, die Flüchtlinge nehmen niemandem den Job weg", sagte Hendrikje Blandow-Schlegel von der Flüchtlingshilfe Harvestehude. Es seien aber auch ganz einfache Hilfen wichtig. "Wir haben ein Mitglied, das mit den Flüchtlingsjungs Fußball spielt. Sie haben einen Riesenspaß und eine Beschäftigung", fügte die Hamburgerin hinzu. Aber auch Aufklärung sei wichtig. Blandow-Schlegel: "Das erste, was sich die Flüchtlinge kaufen, ist ein Smartphone. Ihre Familien sind weit verstreut. Sie brauchen den Kontakt. Außerdem können sie sich damit über Google-Maps in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden."

Bei der Schaffung einer Willkommenskultur ist Eile geboten: Die Containersiedlung für 20 Flüchtlinge am Höchelsberg nimmt Anfang Dezember den Betrieb auf.