Turmsanierung: Goldkugel auf der Spitze des Daches birgt ein Geheimnis

Die Spannung war gestern Vormittag in der Hohenhorner St.-Nicolai-Kirche förmlich spürbar: Dennis Riegella und Norbert Kumm von der Dachdeckerei Bade öffneten vorsichtig die Kugel der Turmkrönung, die sie kurz zuvor zusammen mit ihren Kollegen von der Turmspitze geholt hatten. Knapp 30 Gemeindemitglieder verfolgten die Aktion, der Pastorin Christel Rüder eigens eine Andacht gewidmet hatte. "So etwas erlebt man nur einmal im Leben", sagte sie voller Ehrfurcht. Zuletzt wurde die Turmkrönung 1965 abmontiert - als das Turmdach Kupfer statt Schiefer erhielt.

Zunächst sah es gestern so aus, als sei die Kugel bis auf etwas Erde leer. Es ist unklar, wie die Erde in die gut 50 Zentimeter große vergoldete Kugel gelangte. Doch dann kam noch ein brauner Gegenstand zum Vorschein. Es handelt sich wohl um Papier, wie eine genauere Inaugenscheinnahme durch die Pastorin zeigte. Jetzt soll versucht werden, das Alter des Papiers zu ermitteln. Möglicherweise handelt es sich um eine Urkunde aus dem Jahr 1904, dem Baujahr der Kugel. Aufgrund von Feuchtigkeit ist das Papier über Jahrzehnte vermodert.

Der Abbau der Kugel wurde im Zuge der Turmsanierung nötig. Wie berichtet, ist dieses Gebäudeteil nicht mehr uneingeschränkt standsicher, sodass der Turm seit Wochen aufwendig saniert wird. Kommendes Jahr soll das Kirchenschiff folgen. Gesamtkosten: 750 000 Euro. 36 277,98 Euro sind bisher an Spenden zusammengekommen. "Wir sammeln aber munter weiter und haben am 30. November um 18 Uhr mit den 'Shiny Stockings' schon das nächste Benefizkonzert zur Turmrettung geplant", sagte Christel Rüder. Aus alten Unterlagen geht hervor, dass der Turm zuletzt 1965 laut einem archivierten Angebot einer Geesthachter Dachdeckerei für 10 386,50 D-Mark saniert wurde.

Würmer, Feuchtigkeit und Holzschwamm hatten den mächtigen Balken im Turm und über dem Kirchenschiff der St.-Nicolai-Kirche im Laufe der Jahrzehnte gehörig zugesetzt. Die erste Hohenhorner Kirche stand seit dem Mittelalter auf dem Dorfplatz. 1825 bis 1827 wurde an den alten Turm ein neues Kirchenschiff angebaut, 1865 bis 1867 wurde der alte Turm dann abgerissen und durch einen 36,11 Meter hohen Neubau - der nun seit August saniert wird - ersetzt. Seitdem hat die Kirche ihre heutige Form.