Geesthacht (gak). Der Tod eines geliebten Menschen stellt Angehörige und Freunde vor Herausforderungen.

Eine Form des Trauerns kann die Postmortemfotografie sein. Eine Kunstform, die in abgewandelter Form bereits seit Jahrtausenden den Menschen beim Abschiednehmen geholfen hat. Früher in Form von Totenmasken, eine der berühmtesten ist sicher die des altägyptischen Königs Tutanchamun (1300 v. Chr.).

Mit dem Beginn der Fotografie Anfang des 19. Jahrhunderts lichteten die Menschen ihre Verstorbenen ab. Besonders in der Viktorianischen Zeit bis Anfang des 20. Jahrhunderts kam diese Art des Gedenkens in Mode. Die Verstorbenen wurden in scheinbar lebenden Posen - beispielsweise im Kreise der Familie oder an der Seite des Ehegatten - abgelichtet. Ebenfalls häufig zu sehen waren Aufnahmen der Toten in deren beruflicher Bekleidung oder mit Darstellung des Lebensumfeldes.

Diese Tradition hat der Biologe Dr. Martin Kreuels (45) aufgrund persönlicher Betroffenheit wieder aufleben lassen. Als seine Frau 2009 verstarb, hat sein Sohn Anton (damals 6 Jahre) die tote Mutter fotografiert - mit der Bemerkung: "Sie ist ja jetzt bald weg." Kreuels: "Das hat meinen vier Kindern geholfen. Sie haben sich immer wieder dieses Foto angesehen, um zu begreifen, dass die Mutter verstorben ist." Der Biologe hat am vergangenen Freitag im Geesthachter Auxilium-Hospiz über die Möglichkeiten der Trauerbewältigung mittels der Postmortemfotografie informiert. Nach dem historischen Abriss zeigte er Aufnahmen, die er von Verstorbenen auf Wunsch der Hinterbliebenen gefertigt hatte. Er rückt auf ästhetische Weise Verstorbene in das rechte Licht, sodass diese Fotografien der Traueraufarbeitung und -bewältigung dienen können.