Geesthacht sagt Müllsündern und freilaufenden Hunden den Kampf an

Eine Herde von Galloway-Rindern soll künftig die Natur auf der westlichen Elbinsel pflegen. Das sieht ein neues Pflegekonzept der Stadtverwaltung vor. Ulrike Stüber vom Umweltamt stellte die Pläne zur Pflege der Natur jetzt im Umweltausschuss vor. Die 700 000 Quadratmeter große künstliche Elbinsel wird westlich der Bundesstraße 404 vom Unteren Schleusenkanal und dem Urstromtal der Elbe begrenzt. "Die Insel liegt am Übergang der atlantischen zur kontinentalen Region", sagte Ulrike Stüber. Damit bietet sie klimatisch vielen seltenen Pflanzen gute Bedingungen.

Als Stauwehr und Schleuse in den 1950er-Jahren gebaut wurden, entstand die Elbinsel, früher war das Areal mit den Besenhorster Sandbergen verbunden. "Sie bietet große Artenvielfalt", sagt Stüber. So kommen Schwarzpappeln und Schwarzerlen, Schierlings-Wasserfenchel und der Langblätterige Ehrenpreis vor.

Während der 450 000 Quadratmeter große Ostteil der Insel beim Bau der Autobahn 25 zur Kiesgewinnung großflächig abgebaggert wurde, blieb der Westteil nahezu unverändert.

Vor eineinhalb Jahren hatte der Umweltbeirat ein Pflegekonzept gefordert. Das Umweltamt sieht das jetzt vorgeschlagene Konzept ausdrücklich nicht als Reaktion darauf an: Diese Maßnahmen hätten Geld gekostet, das die Politik nicht ausgeben wollte. Dennoch soll die seltene Natur besser geschützt werden. So sollen die schwarz-bunten Kühe durch Galloways ersetzt werden. Die deutschen Verwandten waren bislang nur im Sommer aktiv, haben dann lieber das frische Gras gefressen anstatt, wie gewünscht, Büsche und Baumtriebe kurzzuhalten. Dies sollen die Hochlandrinder künftig das ganze Jahr auf der Insel leisten.

Weil es sich beim westlichen Teil der Elbinsel um ein Flora- und Fauna-Habitat (FFH) der Europäischen Union handelt, liegt die Zuständigkeit beim Landesamt für Umwelt- und Naturschutz: Geesthacht ist auf der eigenen Fläche nicht alleiniger Herr.

Die natürliche Überschwemmungsdynamik - beim Hochwasser im Juni 2013 war die Elbinsel nahezu komplett überschwemmt - und die Auewälder und Sandrasenflächen sollen künftig gefördert werden, damit sich seltene Arten weiter ausbreiten. "Wir brauchen aber eine Steuerung der Erholungsnutzung und eine Reduzierung der Hundeproblematik", sagt Stüber. Zuviel Müll bleibt am Elbstrand zurück, Menschen und Hunde laufen quer über die schützenswerten Biotope. Bisher haben Politik und Verwaltung noch kein Rezept gefunden, die Probleme abzustellen.

Weil Hochwasser vergangener Jahrzehnte Dioxin aus dem damals stark belasteten Fluss auf die Elbinsel gespült hat, dürfen die Rinder nicht vermarktet werden. Die Tiere nehmen das Gift über Bodenpartikel beim Fressen auf. Dabei werden bei einer längeren Beweidung die für die Tiere geltenden zulässigen Grenzwerte überschritten, sodass sie nicht mehr verwertet werden dürfen. Die Galloway-Herde soll die Insel künftig ganzjährig beweiden.