Atomkraftwerk: Energieriese will Rückbau vorerst nicht beantragen

"Selbst wenn man wollte, man kann nicht parallel zwei Rückbauanträge bearbeiten und auch nicht zwei Rückbauten durchführen." Pieter Wasmuth, der Generalbevollmächtigte des Energiekonzerns Vattenfall, der die Atomkraftwerke Krümmel und Brunsbüttel betreibt, sieht zurzeit keinen Grund, dass der Konzern auch einen Rückbauantrag für Krümmel bei der Atomaufsicht des Landes stellt: Derzeit laufe schon der Antrag für Brunsbüttel. Wasmuth: "Die Anträge würden sich alle auf denselben Schreibtischen stapeln. Außerdem können wir in Brunsbüttel ja Erfahrungen sammeln, dann davon profitieren."

Damit bleibt unklar, wann in Krümmel in Sachen Rückbau etwas passiert. Seit dem Transformator-Brand 2007 und schließlich dem Atomausstieg, den die Bundesregierung 2011 nach dem Atomunglück in Fukushima beschlossen hat, steht Krümmel still. Wasmuth: "Uns wurde die Erlaubnis zur Stromerzeugung entzogen." Mit dem Abtransport der vier großen Trafos für weitere Nutzungen hat Vattenfall reagiert, Krümmel kann so keinen Strom mehr ins Netz einspeisen.

"Wir würden uns freuen, wenn Vattenfall den Rückbauantrag auch für Krümmel stellt. Wir würden ihn selbstverständlich auch bearbeiten", widerspricht Nicola Kabel, Sprecherin des Umweltministeriums in Kiel. Engpässe würde es dabei nicht geben. Der Verdacht: "Vattenfall sollte Krümmel nicht als Faustpfand für das Verfahren vor dem Washingtoner Schiedsgericht zurückhalten." Vattenfall klagt nicht vor ordentlichen deutschen Gerichten sondern vor diesem Schiedsgericht auf Entschädigung. Wasmuth: "Das ist doch klar, wir müssen auch an die Menschen in Schweden denken, Vattenfall ist schließlich ein schwedischer Staatskonzern. Wir respektieren den Atomausstieg, aber wir erwarten eine angemessene Entschädigung." Wohl frühestens 2016 ist eine Entscheidung zu erwarten. Bis dahin hält der Energiekonzern die Anlage technisch offenbar so in Form, dass sie theoretisch wieder gestartet werden könnte.

Zu tun gibt es im Kernkraftwerk am Elbufer reichlich: "Wir optimieren den Anlagenzustand", erklärt Kraftwerksleiter Torsten Fricke. So wurde der Eigenbedarf beim Strom um zwei Drittel reduziert, die Kühlwassermenge konnte von über 200 auf sieben Kubikmeter jährlich reduziert werden. Fricke: "Ziel ist es, den Betrieb ökonomisch darzustellen."

Für die im Kraftwerk beschäftigten Mitarbeiter eine neue Herausforderung. Die Altturbine wird von den Arbeitern bereits mit einer Spezialsäge zerlegt, gereinigt und der Schrott - immerhin 1200 Tonnen - einer weiteren Nutzung zugeführt. Fricke: "Für einen späteren Rückbau trainieren wir schon jetzt die nötigen Verfahrensabläufe." Krümmel befindet sich aktuell in der Nachbetriebsphase. Für den Abbau der technischen Anlagen werden etwa 15 Jahre kalkuliert, ein Abriss der Gebäude würde weitere fünf Jahre dauern.

Fakt ist, dass selbst bei einem Rückbau der Atommüll in Geesthacht bleiben würde. Es fehlt schlichtweg an einem Endlager. Das soll nach jetziger Planung 2031 feststehen, müsste dann erst noch betriebsbereit gemacht werden.