Tanzen ist wieder in - bei Senioren und auch bei Jugendlichen

Verlegenheit beim Auffordern der Tanzpartnerin, schlecht sitzende Anzüge und waghalsig geschnittene Kleider auf dem Abschlussball - für viele Teenagergenerationen war der obligatorische Tanzkurs vor allem eins: eine Ansammlung von peinlichen Momenten. Verstaubte Umgangsformen und knöcherne Tanzlehrer sorgten für die richtige Schrittfolge, doch Spaß und Leidenschaft - Fehlanzeige!

Die 15-jährige Cendrine Haas kennt solche Momente nicht, im Gegenteil: "Ich bin vor drei Wochen aus Hessen nach Neuschönningstedt gezogen. Ich habe schon immer viel getanzt und möchte jetzt in Richtung Turniertanz gehen."

Doch dafür fehlt ihr ein passender Tanzpartner. Und ein engagierter Tanzlehrer. Um beides zu finden, fährt die 15-Jährige bis nach Geesthacht. In der Tanzschule "Tanzgiesellschaft" von Jan Giesel hofft sie beides zu finden.

"Das kriegen wir hin", so Giesel. Der Tanzlehrer hat das verstaubte Image seines Berufs aufpoliert, bietet neben Kursen für Paare oder Tanzsingles in den Räumen an der Wärderstraße auch Hip-Hop- und Streetdance-Kurse an. "Außerdem kann er perfekt erklären und ist lustig", so Isabell Broemel. Seitdem Giesel das Tanzen den heutigen Bedürfnissen angepasst hat, findet nicht nur die 18-Jährige Tanzen wieder cool. Immer mehr Jugendliche nutzen die Chance für eine Runde auf dem Parkett. "Es macht Spaß und das Ambiente stimmt", erklärt Jan Phillip Voß (18).

Einen Teil des Erfolgs bei Jugendlichen verdankt Giesel auch seinem neuen Flatratesystem: Wie in Fitness-Studios zahlen Tänzer einen Monatsbeitrag, gestaffelt nach Vertragsdauer, und können so oft vorbeischauen, wie sie möchten. Außerdem im Programm: Spezielle Events wie der Prinzessinnentag oder die Tagi-Party für Jugendliche kommen bei Teenagern, aber auch vielen Erwachsenen an. "Ich bin gern auf den Bällen, da kann ich mich schön anziehen und lange Ballkleider tragen", sagt Broemel.

Aber nicht nur in Geesthacht verzeichnet der Tanzsport einen generationsübergreifenden Boom. "Der Tanz des Jahres 2014 ist der Wiener Walzer. Hip-Hop ist bei den Jugendlichen immer noch sehr angesagt", sagt Christian Götsch, Pressesprecher von Swinging World, der Vereinigung der Tanzschulinhaber. "Außerdem beschäftigen wir beim ADTV (Allgemeiner Deutscher Tanzlehrerverband) einen Trendscout, der neue Ideen und Tänze aufspürt", so Götsch. Bemerkenswert ist dabei ein neuer Trend: In Berlin wird ein Kurs Tango Argentino mit dem Rollator für die Generation 60plus angeboten und rege genutzt.