Naherholung: Natur und Blick auf den Fluss sind Erfolgsrezept - Zelten liegt wieder im Trend

Der Kaffee dampft im Becher, vor dem Kunststofffenster des Wohnwagenvorzelts rauscht ein Binnenschiff mit Kurs Hamburg vorbei. Diesen Blick genießt Gunda Struve seit nunmehr 63 Jahren. Im Sommer 1951 kam die Hamburgerin erstmals mit ihrem Mann auf den Campingplatz Hohes Elbufer in Tesperhude. "Damals kamen wir noch mit dem Fahrrad aus Hamburg-Horn. Wir hatten ein Steilwandzelt, und gleich nach der Ankunft ging es zum Tanzen in die ehemaligen Säle am Elbufer", erinnert sich die 83-Jährige.

Das Zelt hatte 1969 ausgedient, dann kam der erste Wohnwagen. Tochter Gabriela Roß (57) ist auf dem Zeltplatz groß geworden und mittlerweile selbst Dauercamperin. "Eigentlich habe ich immer von einem Motorrad geträumt. Dann habe ich 2001 einen Wohnwagen gekauft. Die Familie war glücklich, und ein Motorrad habe ich bis heute nicht", sagt Klaus Roß. Allerdings steht der Wohnwagen ausschließlich auf dem Campingplatz am Elbufer - nur nach Saisonende am 15. Oktober ist er auf einer fünf Kilometer entfernten Wiese im Winterlager.

Denn mit der kalten Jahreszeit und zunehmenden Regenfällen steigt der Pegel der Elbe immer wieder an und der Platz steht unter Wasser. Deshalb wird er im Winter geräumt. Im vergangenen Jahr mussten die Camper wegen des Hochwassers allerdings auch im Juni die Saison für sechs Wochen unterbrechen. "Wir wurden rechtzeitig evakuiert, aber es war schade. Es gibt keinen anderen Zeltplatz in Norddeutschland, der vergleichbar ist. Die Ruhe und die Natur sind unbezahlbar", sagt Klaus Roß. "Und auf der Elbe ist immer etwas los. Es kommen ständig Schiffe vorbei, oder der Biber stattet uns einen Besuch ab", ergänzt Gabriela Roß. Ihre Mutter Gunda Struve schätzt die ausgedehnten Spaziergänge im nahe gelegenen Wald - auch wenn die 83-Jährige mittlerweile nicht mehr so gut zu Fuß ist.

Die Begeisterung für das Areal mit den 100 Stellplätzen und der Badestelle teilen immer mehr Frischluftfreunde. "Wir haben 1400 Gäste und die Saison dauert noch knapp fünf Wochen. Das ist schon deutlich mehr als die 1200 Buchungen im Vorjahr. Da hatten wir allerdings auch die Flut. Aber die Zahlen steigen kontinuierlich an", so Platzwart Wolfgang Lukas. Er hat festgestellt, dass Zelten wieder im Trend liegt und auch Menschen aus Geestacht, Lauenburg und der näheren Umgebung bei schönem Wetter oft spontan mit der Familie und dem Zelt für ein Wochenende kommen und den unverstellten Elbblick ohne Deich genießen. Einen richtigen Boom erfährt der Platz aber durch die vielen Fahrradtouristen. Für sie hat Lukas auch das ehemalige DLRG-Gebäude auf dem Platz zu einem gemütlichen Aufenthalts- und Frühstücksraum umgebaut.