Erster Weltkrieg: Vor hundert Jahren zogen Geesthachter in die Schlacht - 297 Männer fielen

Er wurde 1893 geboren und ist gerade einmal 24 Jahre alt geworden. Emil Haberland aus Geesthacht hat den Ersten Weltkrieg nicht überlebt. Ein Schicksal, das er mit 297 weiteren Geesthachtern teilt. Viele weitere junge Männer aus Düneberg und Grünhof-Tesperhude haben die Kämpfe in Frankreich und an der Ostfront ebenfalls nicht überlebt.

Hundert Jahre ist es her, dass der Erste Weltkrieg ausgebrochen ist. Noch heute künden Gedenktafeln auf dem Friedhof, in der St.-Salvatoris-Kirche und an der Silberbergschule von den toten des Ersten Weltkriegs. Zwei Namen haben sich Helmut Knust und Heinz Niemann vom Heimatbund und Geschichtsverein herausgesucht und die Schicksale für eine eindrucksvolle Ausstellung dokumentiert. "Wir haben aus Nachlässen und Spenden sehr viele Wehrpässe, Urkunden und auch Feldpostbriefe und Bilder. Die Familie Lohmeyer hat viele Jahre eine Bäckerei in Geesthacht betrieben und ist stadtbekannt. Die Geschichte können wir sehr genau dokumentieren", sagt Helmut Knust. "Emil Haberland ist der Bruder meiner Mutter. Somit verfüge ich über sehr viel Material", sagt Heinz Niemann.

Emil Haberland ist im Gegensatz zu anderen Soldaten nicht auf den Schlachtfeldern, sondern in seinem Bett in Geesthacht gestorben. Der junge Mann kämpfte in der Champagne und zog sich in den Schützengräben Tuberkulose zu. "Er war wegen seiner Krankheit für den Krieg nicht mehr brauchbar und wurde nach Hause geschickt. Wenig später starb er im Kreis unserer Familie", erzählt Niemann.

Aber auch sonst hat der Erste Weltkrieg große Auswirkungen auf Geesthacht gehabt: "Die Stadt war die Pulverkammer des Kaiserreichs", sagt Helmut Knust. Der Erste Weltkrieg führte zu einem raschen Ausbau der Produktionsanlagen der Dynamitfabrik von Alfred Nobel. Im Zuge des Hindenburg-Programms - des Rüstungsprogramms der Obersten Heeresleitung aus dem Jahr 1916 - wurden weitere 130 Hektar zum Gelände der Dynamitfabrik hinzugekauft, um eine neue Nitrozellulosefabrik zu errichten.

Im selben Jahr erfolgte außerdem die Fertigstellung der von der Werksleitung lange geforderten Verlegung eines Anschlussgleises (Krümmelbahn) von Geesthacht nach Krümmel, die das Werk damit auch auf dem Schienenweg mit der Pulverfabrik Düneberg und dem Schienennetz der Bergedorf-Geesthachter Eisenbahn verband. Die Anzahl der Arbeiter und Angestellten in der Dynamitfabrik Krümmel stieg bis zum Ende des Krieges auf über 2750.

Aber auch sonst stand Geesthacht von 1914 bis 1918 ganz im Zeichen des Krieges. Ein Wachbataillon versah in der Stadt seinen Dienst, es gab eine Flakbatterie in Düneberg, die feindliche Zeppeline abschießen sollte, und eine Landsturmabteilung, der Männer angehörten, die für den Frontdienst zu alt waren.

"Es sind drei Phasen anhand der Feldpostbriefe, Fotos und Dokumente deutlich zu erkennen. Von 1914 bis 1915 herrschte eine Begeisterung, eine regelrechte Hurra-Stimmung", so Knust. 1916 brach die Stimmung massiv ein, aus der Not wurde eine Tugend gemacht. In den Unterlagen des Heimatbundes befindet sich sogar eine Anleitung, wie sich aus Brennnesseln eine delikate Suppe kochen lässt. 1917 und 1918 brach das große Elend aus. Verwundete kehrten aus dem Krieg zurück, immer mehr Tote waren zu beklagen. "Es gab sogar Fotokarten, auf denen Verwundete sich mit ihren Verbänden und Prothesen zeigten", berichtet Helmut Knust.

Die Ausstellung mit Dokumenten, Gegenständen und Bildern aus dem Ersten Weltkrieg ist vom 17. September bis zum 17. Oktober im Krügerschen Haus, Bergedorfer Straße 28, zu sehen.