Entscheidung: Der Betrieb lohnt sich momentan nur ohne weitere Investitionen

Fällt auch nur ein größeres Bauteil aus, ist das Ende des Pumpspeicherwerkes am Elbufer bei Geesthacht besiegelt. "Es rechnen sich keine Investitionen mehr. Wenn ein größerer Schaden auftritt, bleibt die Anlage stehen", erklärte Werkleiter Lothar Köppke jetzt im Energieausschuss. Der Vorsitzende des Gremiums, Sven Minge (CDU), hatte ihn eingeladen, um die Politiker über die Zukunftsperspektiven des einzigen Norddeutschen Wasserkraftwerks zu informieren. Und die sind düster.

Am 15. Oktober 1958 wurde das Kraftwerk in Betrieb genommen. Ursprünglich diente es dazu, den Spitzenlastbedarf in Hamburg zu sichern. Denn: Keine andere Technologie liefert so schnell Strom wie das Pumpspeicherwerk. Wurden früher morgens in der Hansestadt die Maschinen in den großen Fabriken angeworfen, stand bei Bedarf innerhalb von gut einer Minute die volle Leistung zur Verfügung. Kein konventionelles Kraftwerk - und auch kein Atomkraftwerk - konnte das damals bieten.

Heute besteht die Chance, den 3,8 Millionen Kubikmeter fassenden Speichersee auf dem Geesthang als Speicher für Strom aus Solar- und Windparks zu nutzen. Doch die Rahmenbedingungen sind nicht zuletzt wegen der Nutzungsentgelte, der Wassergebühr und weiterer Kosten schlichtweg widrig. Wenn beispielsweise Windstrom genutzt wird, um die mächtigen Pumpen anzutreiben, die das Wasser aus der Elbe den Geesthang hinauf in den Speichersee befördern, muss der Energiekonzern Vattenfall wie jeder andere Verbraucher auch Nutzungsentgelt gemäß des Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) zahlen. Außerdem muss für jeden Kubikmeter genutzten Elbwassers eine Gebühr in Höhe von 0,001 Euro an das Land Schleswig-Holstein gezahlt werden.

Wasserkraftwerke in anderen Bundesländern, die den umstrittenen "Wasserpfennig" nicht erheben, können deutlich wirtschaftlicher arbeiten. Das gleiche gilt für Anlagen in der Schweiz und in Österreich. "Es gab bereits im Jahr 2000 erste Überlegungen, das Werk stillzulegen", erinnerte Köppke. Doch mit weniger Personal und Einsparungen bei Reparaturen konnte die Zeit bis heute überbrückt werden.

Köppke: "Wir müssen ein Plus erwirtschaften, und das wird immer schwerer." Er setzt Hoffnungen auf eine Novellierung des EEG und eine, wie er sagt, "andere Wertschätzung" für Pumpspeicherwerke.

Würde Vattenfall investieren - etwa in einen besseren Wirkungsgrad der Turbinen oder eine Vergrößerung des 500 mal 600 Meter großen Speichersees an der B 5 - wäre eine Befreiung von den Nutzungsentgelten für zehn Jahre möglich. "Uns fehlt aber eine entsprechende Zukunftsaussicht, um das Projekt zu planen. Die Investition wäre ja beachtlich", sagt Köppke.