Kleingartenverein: 320 Parzellen locken mit bunten Blumen und frischem Gemüse

Am Anfang gab es hier keinen grünen Halm - jeder Zentimeter war Mutterboden und "unter dem Spaten". Das war kurz vor dem Beginn des Zweiten Weltkriegs, als im Kleingartenverein Am Moor bei der Gründung noch der Selbstversorgungsgedanke im Vordergrund stand. Bis 1928 gab es hier tatsächlich noch ein Moor, das mit Trümmern der gesprengten Pulverfabrik aufgefüllt wurde. 1944 kamen dann Baracken für Kriegsflüchtlinge auf das Gelände . Es blieb beim Selbstversorgungsgedanken.

Selbst zwei Jahrzehnte nach der Gründung bauten die Kleingärtner auf den ehemals noch 800 Quadratmeter großen Parzellen Obst und Gemüse an. "Wir hatten nicht einmal Lauben. Dafür fehlte das Material und wir wollten auch den Platz nicht opfern", erinnert sich der pensionierte Glasbläser Rainer Knoth, der seit 55 Jahren eine Parzelle in dem Verein hat und somit das langjährigste Mitglied ist.

Heute, im 75. Jahr des Bestehens der Anlage, besteht eher das Problem, dass viele Kleingärtner kein Gemüse mehr anbauen wollen. "Wir müssen darauf achten, dass zumindest ein Drittel Schwarzboden ist. Also Mutterboden, auf dem Gemüse angebaut wird. Sonst verlieren wir den Status der Gemeinnützigkeit und werden einer Freizeitanlage wie einem Campingplatz gleichgestellt", sagt Egon Marquardt, Sprecher des Vereinsvorstands. Die jährliche Pacht von derzeit 15 Cent pro Quadratmeter würde sich dann versiebenfachen, so Kassenwartin Sandra Busch. Dann könnte sich manch ein Kleingärtner sein Idyll im Grünen möglicherweise nicht mehr leisten. Und genau das macht den Reiz aus. "Wenn man eine halbe Stunde im Garten sitzt und die Pflanzen bei einem kühlen Bier betrachtet, ist das wie Urlaub", schwärmt Kleingärtner Thomas Feldhusen.

Wer sich selbst ein Bild von der Anlage verschaffen möchte, kann am Sonnabend, 30. August, zur Geburtstagsfeier von 14 bis 22 Uhr in das Vereinshaus Birnenweg kommen.