Sachsenwald: Beutegreifer können wieder heimisch werden

Einst waren sie in jedem Wald im Norden heimisch, seit dem 19. Jahrhundert waren sie von der Bildfläche verschwunden. Doch die Wölfe kehren zurück. "Neun Tiere sind bereits in Schleswig-Holstein nachgewiesen. Da sie ein 200 Quadratkilometer großes Revier haben, ist es durchaus vorstellbar, dass die großen Beutegreifer auch im Sachsenwald wieder heimisch werden", sagt Philipp Anz, Wolfsbotschafter beim Naturschutzbund (Nabu). 25 Rudel gibt es in Deutschland, drei Tiere sind in den vergangenen Jahren im nördlichsten Bundesland überfahren worden - neben Bildern von Fotofallen und Sichtmeldungen die wenigen unwiderruflichen Beweise für die Rückkehr der Raubtiere.

Seit vielen Jahren beschäftigt sich der Naturschützer Anz mit den Tieren und verfolgt deren Zug vom Osten in Richtung Deutschland. Da die Räuber wegen Märchen wie "Rotkäppchen und der böse Wolf" nicht gerade im besten Ruf stehen, wirbt er für die Tiere und hat jetzt bei den Nachwuchsfußballern der F-Jugend in Dassendorf neue Mitstreiter gefunden.

Das Team hat sich selbst den Namen "Dassendorfer Wölfe" gegeben, so ist der in Hamburg lebende Anz auch auf die Neun- bis Zehnjährigen Kicker aufmerksam geworden. Für die Sportler erfreulich, denn neben einem spannenden Informationsnachmittag will der Nabu die jungen Fußballer künftig auch sponsern.

"Der Wolf hat immer noch das Image eines Killers. Heute sind die wenigen Tiere nicht mehr gefährlich. Ich würde es begrüßen, wenn sich die Wölfe auf ihrem Zug nach Westen auch im Sachsenwald ansiedeln würden", sagt Frank Laskowski (43), Trainer der F-Jugend.

Die Chancen stehen nicht schlecht. Erst im April ist auf der A 24 bei Reinbek eine Wölfin überfahren worden (wir berichteten). Ein deutliches Indiz dafür, dass die Tiere sich hier wieder ansiedeln. Die Bedingungen im 65 Quadratkilometer großen Sachsenwald sind ideal. "Wölfe brauchen Ruhe und viel Wild. Sie riechen den Menschen aus 500 Metern Entfernung. Wer die Ansiedlung der Tiere unterstützen möchte, verlässt also die Wege nicht und geht keine Pilze im Unterholz sammeln. Ein Problem ist allerdings auch der dichte Verkehr rund um den Sachsenwald", sagt Anz.

Sorgen vor einem Angriff müssen sich Spaziergänger eher nicht machen, da es sich bei den aus Polen zugewanderten Wölfen um Wildtiere handelt, weichen diese den Menschen aus. "Es wäre nicht sinnvoll, hier Wölfe auszuwildern. Sie gewöhnen sich an Menschen und fliehen nicht. Das könnte dann tatsächlich doch Probleme geben", sagt Anz. Bei den Wildtieren müssten sich Menschen indessen keine Sorgen machen. "Wer wirklich einen Wolf sieht, sollte sich einfach freuen und keine Angst haben", sagt Laskowski. Und er sollte seine Sichtung auch beim Wolfsinformationszentrum unter der Telefonnummer (0174) 633 03 35 melden.