Eröffnungsbilanz: Immobilien, Verbindlichkeiten, Bäume: Stadt beurteilt Vermögen

Was ist eigentlich der Wert der Stadt? An der Antwort arbeiten Experten und Mitarbeiter des Fachdienstes Finanzen der Stadtverwaltung seit Jahren. Sie erstellen eine sogenannte Eröffnungsbilanz, die das Vermögen der Stadt aufzeigen soll. Immobilien, Straßen, Plätze, die Ausstattungen in den Schulen, Bäume und vieles mehr werden dafür beurteilt. Allerdings: Es geht um die Bilanz für das Jahr 2010, die die Basis für entsprechende Jahresabschlüsse sein soll. Eine schwierige Aufgabe, die durch die Umstellung auf die "Doppik", die kaufmännische Haushaltsführung, nötig ist.

"Unsere Verbindlichkeiten haben wir natürlich schwarz auf weiß und auf den Cent genau vorliegen. Aber den Wert des Vermögens zu beurteilen, ist komplizierter, als wir gedacht haben", erklärt Peter Wolke, der Kämmerer der Stadt. Wolke: "Die Schwierigkeit daran ist, ganz genau sagen zu können, wann und zu welchem Wert Dinge errichtet oder beschafft wurden." Denn "über den Daumen" lassen sich die Zahlen nicht pauschal beziffern.

So wurde für das Rathaus etwa ein Sachwertgutachten erstellt. Ergebnis: Der mit gelben Klinkern versehene Altbau (Baujahr 1958) ist 2,3 Millionen Euro wert, der neue Teil (1972) der Verwaltung inklusive Bürgerbüro (2006) bringt es auf einen Wert von 3,1 Millionen Euro.

Doch ganz so weit ist man mit den anderen Dingen noch lange nicht. "Wir besitzen allein 48 Immobilien, mehrere, wie das Otto-Hahn-Gymnasium (OHG), bestehen aus unterschiedlichen Baukörpern, die wir natürlich jeweils konkret bewerten müssen", sagt Wolke.

Nötig ist das, weil sich die Stadt - wie auch Lauenburg, Wentorf und Mölln - 2006 entschlossen hatte, auf die Doppik umzustellen. Das war den Kommunen in Schleswig-Holstein freigestellt. Wolke: "Wir wollten das Thema angehen, weil wir Sorge hatten, dass die Software für die alte Art der Buchführung irgendwann nicht mehr aktualisiert wird und wir dann unter Druck hätten umstellen müssen." Doch weder die anderen Kommunen noch das Kieler Innenministerium hatten den normen Aufwand, der mit der Bewertung des öffentlichen Besitzes nötig ist, erwartet. "Manchmal hatte ich den Gedanken, das alles doch einzustampfen, aber über kurz oder lang wird es Standard sein, davon bin ich überzeugt", sagt der Kämmerer. Und fügt an: "Wir alleine würden es in fünf Jahren nicht fertig kriegen." Deshalb wurde mittlerweile ein externes Büro beauftragt.

Und so werden Archive durchforstet, Gutachten erstellt, Kaufbelege studiert, Zahlen aneinander gereiht und immer neue Punkte entdeckt, die es abzuarbeiten gilt. Die Eröffnungsbilanz für das Jahr 2010 soll nun zum 31. August fertig sein. Die muss dann vom Rechnungsprüfungsamt geprüft und von der Ratsversammlung beschlossen werden. Darauf aufbauend geht es dann mit den Jahresabschlüssen 2011, 2012 und 2013 weiter, die Ende 2015 fertig sein sollen.

* Was die Finanzen angeht, muss sich Geesthacht unterdessen nicht fürchten. Die Lage ist besser als zuletzt gedacht. Das finanzielle Polster der größten Stadt im Kreis betrug zum Jahresbeginn 20 Millionen Euro. 2010 war die Verwaltung noch von einem Minus in Höhe von 30 Millionen Euro ausgegangen. Höhere Steuereinnahmen sorgten für diesen positiveren Trend.