Tierschützer helfen Vögeln über Straße

Sie brüten seit drei Jahrzehnten an der Spandauer Straße, aber viele Jungtiere schaffen es nicht bis zum Wasser: Die Austernfischer sind schon lange auf dem mit Kies bedeckten Dach der Firma Intermed heimisch. Bis zu vier Junge bekommen sie im Jahr, aber zwischen dem Firmendach und dem Schutzgebiet auf der Vogelinsel am Hachedesand am Elbufer liegen sowohl die Spandauer Straße als auch die stark befahrene Straße Am Schleusenkanal. "Mitunter schafft es kein einziger Jungvogel bis ans Wasser", sagt Dr. Friedhelm Ringe.

Natürliche Feinde wie beispielsweise Füchse kommen an die Brut in sechs Meter Höhe nicht heran. Auch für Greifvögel sind die Eier auf dem Kies schwer zu entdecken. Die größte Gefahr für die braungestreiften Jungvögel sind Autos. Ein Großteil der kleinen Austernfischer wird in Geesthacht schlichtweg überfahren. Auch in diesem Jahr ist bereits ein Vogel unter die Räder gekommen.

Drei weitere haben Mitarbeiter der Firma Intermed eingefangen und an Dr. Friedhelm Ringe und Harald Schneider vom Naturschutzbund (Nabu) übergeben. "Wenn die Jungvögel groß genug sind, springen sie vom Dach und machen sich auf den Weg zum Wasser. Dann muss alles sehr schnell gehen, damit sie nicht überfahren werden", sagt Ringe.

Deshalb hat er jetzt einen alten Käfig aus seinem Keller geholt, den er in der Brutzeit bei Intermed stationieren will. In der Firma achten Bernd Hahnemann und Rainer Drewes auf die Vögel und fangen sie gegebenenfalls ein - so wie in dieser Woche. Da waren die Tiere allerdings bereits über die Spandauer Straße gelaufen. Im Käfig ging es dann auf dem Fahrradgepäckträger von Ringe weiter bis zur Vogelinsel. "Das werden wir künftig immer so machen", kündigt der Biologe an.

Die Austernfischer werden bis zu 45 Jahre alt und kehren immer wieder an ihre angestammten Brutplätze zurück. Wenn die Jungvögel flügge sind, geht es weiter an die Küsten von Nord- und Ostsee, wo sie bis zur nächsten Brutzeit bleiben.