Forschungsschiff “Ludwig Prandtl“ mit findigen Wissenschaftlern zu Gast in Tesperhude

"Wir haben gerade eine sehr starke Algenblüte. Wenn die Algen das Wehr in Geesthacht passiert haben und in das tiefere Wasser bei Hamburg kommen sterben sie ab. Sie werden bald für Sauerstoffknappheit in der Elbe sorgen", sagt Dr. Wilhelm Petersen. Der Wissenschaftler hat diese Erkenntnis vom Monitor einer "Ferrybox". Das mobile Messgerät wird auf dem Forschungsschiff "Ludwig Prandtl" vom Helmholtz-Zentrum eingesetzt. Gestern machte das Schiff in Tesperhude Station und konnte beim "Open Ship" besichtigt werden.

"Forschungsschiffe sind teuer. Ein Tag kostet auf unserem Schiff 5000 Euro. Deshalb haben wir uns schon vor 14 Jahren überlegt, wie wir preisgünstig über lange Zeiträume Daten über die Gewässerqualität sammeln können", erzählt Volker Dzaak, der von Geesthacht aus die Einsätze der "Ludwig Prandtl" koordiniert und das Budget überwacht.

"Wir haben die Ferrybox entwickelt, die zunächst in Fährschiffe eingebaut wurde. Heute wird sie auch in Containerschiffen installiert, die feste Linien in der Nordsee fahren", erläutert Petersen. Ein Gerät ist jetzt sogar auf dem Kreuzfahrer "Mein Schiff 3" unterwegs und tourt um die Welt. Die Ferrybox ist an den Kühlkreislauf der Schiffsdiesel angeschlossen und nimmt permanent Proben aus dem zur Kühlung der Maschinen angesaugten Seewasser. So ermitteln die Forscher Temperatur, Salzgehalt, Schadstoffe, Trübung, Algenkonzentration und andere wichtige Daten. Den Ort der Proben übermittelt ein GPS-Sender, die Daten kommen per Funk nach Geesthacht. So ein Gerät kostet 45 000 Euro und hat sich angesichts von täglich 5000 bis 10 000 Euro Betriebskosten für ein Forschungsschiff schnell amortisiert.

"Wissenschaft ist international. Deshalb haben wir auch Geräte am Jangtsekiang oder in Indonesien und bekommen von den dortigen Forschern Daten", so Dzaak.

Aktuell erforschen die Wissenschaftler aus Geesthacht Sedimente im Wattenmeer. "Wir vergleichen die Ergebnisse mit einer Messreihe von vor 25 Jahren, um Veränderungen der Gewässerqualität zu ermitteln. Die Ergebnisse liegen noch nicht vor. Wir sind sehr gespannt", sagt Dzaak. Im Frühjahr war das Forschungsschiff übrigens in der Ostsee unterwegs, um Trauerenten zu zählen, im August geht es an die holländische Küste. Dort sollen Schadstoff- und Düngereinträge aus dem Rhein und der Schelde gemessen werden. Ein weiteres Thema, das die Wissenschaftler umtreibt, sind Abgasbelastungen durch Schiffe in der Nordsee. Die "Ludwig Prandtl" ist 200 Tage im Jahr auf See.