Grüner Jäger: Am Stadtrand warten sechs Hektar Brachfläche mit Gleisanschluss auf einen Investor

Es liegt etwas versteckt im Wald: Vor den Toren der Stadt schlummert ein wahres Industrie-Paradies: der "Industriepark Grüner Jäger" an der Borsigstraße. Auf einer Fläche von 80 000 Quadratmetern lässt der Bebauungsplan (B-Plan) fast alle Arten einer industriellen Nutzung zu, diese Flächen sind äußerst selten. Nur - niemand möchte sich dort ansiedeln. "Es ist leider so, dass sich seit Jahren niemand für die freien Flächen interessiert", sagt Karin Prahl, die Inhaberin des Industrieparks, der sogar über einen Gleisanschluss verfügt. Zwar sind die dort stehenden alten Hallen vermietet - doch angrenzend gibt es sechs Hektar Brachland.

"Das Industrieareal besticht durch seinen einzigartigen Charme und die unvergleichliche Lage mitten im Waldgebiet", sagt Karin Prahl. Gern würde sie die freien Flächen bebauen, doch es fehlen die Investoren. Dabei steht Geesthacht, was freie Gewerbegrundstücke angeht, ganz schlecht dar. In Düneberg ist alles belegt, an der Vierlander Straße ebenso, nur an der Mercatorstraße gibt es - obwohl es anders aussieht - noch Restflächen. Dennoch ist das Interesse an der Borsigstraße gleich Null. Vielleicht könnte sich das ändern, wenn die Umgehungsstraße realisiert wird. Dann würde sich die Verkehrsanbindung deutlich verbessern, denn der Weg durch die oft verstopfte Innenstadt würde entfallen. "Wir haben als Stadt natürlich ein Interesse, die freien Flächen sinnvoll zu nutzen, aber darum kümmert sich für uns die Wirtschaftsförderungsgesellschaft", sagt Torben Heuer, der Sprecher der Stadt.

Werner Hesse, der Geschäftsführer der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises (WFL), sieht in dem Gelände ein "schönes Reserve-Polster". "Industrieflächen sind heute selten, aber man braucht sie auch nur noch selten", sagt Hesse. Er geht davon aus, dass der Standort tatsächlich erst mit der Umgehungsstraße interessant werden könnte. Hesse: "Außerdem achten Firmen schon auf die Optik in der Umgebung, da müsste sich an der Borsigstraße einiges tun."

1992 wurde das frühere Gelände der Wilhelmsburger Maschinenfabrik, die nach der Gründung 1919 in Hamburg-Wilhelmsburg 1953 nach Geesthacht übergesiedelt war, neu belebt. Im Werk in Geesthacht wurden Maschinen und Anlagen für den gesamten Bereich der Blechbearbeitung, der Hütten- und Walzwerkstechnik und der Offshore-Technik konstruiert und gebaut. Außerdem wurden Anlagen zur Herstellung synthetischer Industriediamanten betrieben. Nachfolgeunternehmen sind bis heute Ansprechpartner für die Ersatzteile, doch der Standort Geesthacht wurde nicht mehr benötigt, sodass die Hallen neue Nutzer bekamen. Mitte der 90er-Jahre gingen in zwei aufeinander folgenden Vollmond-Nächten zwei Hallen in Flammen auf: Brandstiftung, ein Täter wurde nie ermittelt.

Heute stehen im "Industriepark Grüner Jäger" sieben Hallen und ein Bürogebäude. Eine Tierarztpraxis, eine Hundeschule, ein Papierrecycler, ein Großhändler und andere Firmen haben sich hier niedergelassen.

Östlich an den "Industriepark Grüner Jäger" grenzt das mit Wald und Bunkerruinen belegte Areal der "Industrieverwertungs-Gesellschaft" des Bundes an, eine ehemalige Fläche der Dynamitfabrik von Alfred Nobel. Hier laufen schon seit Jahren Überlegungen, einen "Science-Park" für Unternehmen der Hightech-Industrie anzusiedeln. Das Vorhaben stockt allerdings.