Geesthacht (sh). Jeder vierte Türke ist ein Alevit, aber die Religionsgemeinschaft wurde erst vor zwei Jahren mit einem Staatsvertrag in Deutschland anerkannt.

Nun kämpfen die Aleviten für einen eigenen Religionsunterricht an den Schulen. In Hamburg und Nordrhein-Westfalen ist es bereits so weit, in Geesthacht aber noch ein weiter Weg. "Das ist aber unser erklärtes Ziel. Wir wollen, dass unsere Kinder ihre Wurzeln kennenlernen. Bei den Mitgliedern unserer Gemeinde übernehmen wir diese Aufgabe bereits, aber nur die Hälfte der Aleviten in Geesthacht ist Mitglied bei uns", sagte Ayten Kutlu, Vorsitzende der Alevitischen Gemeinde Geesthacht, gestern beim Tag der offenen Tür ihrer Gemeinde an der Schillerstraße 19. Etwa 100 Menschen haben sich der 1996 gegründeten Gemeinde angeschlossen, weitere 100 Aleviten leben in Geesthacht.

Für die friedliebenden Aleviten war es ein zähes Ringen, in der Elbestadt Fuß zu fassen. Es dauerte bis 2008, bis sie erstmals ein Heim und einen Ort für Zusammenkünfte, Kultur und Gebet fanden. "Ich erinnere mich noch gut an die kontroversen politischen Diskussionen um das Gebäude Markt 4, das sie ursprünglich haben wollten. Im Nachhinein ist es schwer zu sagen, ob der Markt oder ihre jetzige Adresse an der Schillerstraße 19 besser ist. Beides liegt zentral, am Markt hätten sie aber deutlich mehr investieren müssen", sagte Bürgervorsteher Samuel Bauer bei der Eröffnung des Tages der offenen Tür.

Obwohl die Gemeinde bereits seit gut sechs Jahren an der Schillerstraße ihr Domizil hat und dort sehr aktiv ist, öffneten die Aleviten gestern erstmals ihre Türen für die Nachbarn. "Integration und das friedliche Zusammenleben der Religionen sind uns ein wichtiges Anliegen. Bislang sind wir einfach nicht dazu gekommen, unsere Nachbarn und die Geesthachter einzuladen. Das werden wir aber künftig öfter tun, um mehr Verständnis für uns und unsere Religion zu bekommen", so Ayten Kutlu.

Bei ihren Bemühungen, die Alevitische Gemeinde in Geesthacht zu etablieren, setzt sie vor allem auf die Jugend. Deshalb ist ihr der Religionsunterricht so wichtig.