Medizin: Rückenlage und wohliges Klima senken Sterberisiko für Babys um 23 Prozent

Es werden immer weniger Fälle, aber trotzdem ist der Plötzliche Kindstod in Industrieländern immer noch die häufigste Todesursache bei Säuglingen. So starben beispielsweise 2010 immer noch 164 Babys vor Vollendung des ersten Lebensjahres. In 2005 waren es fast doppelt so viele. "Die Forschungen laufen sehr intensiv und einige Ursachen sind bekannt. Aber der Kindstod bleibt weiterhin ein wichtiges Thema", sagt Dr. Klaus von Oertzen, Chefarzt der Frauenklinik im Johanniter-Krankenhaus Geesthacht, in der jährlich 600 Kinder zur Welt gebracht werden.

Rauchen, Bauchlage, Überhitzung und das Einatmen von Kohlendioxid (Rückatmung) sind mögliche Ursachen. Ein spezieller Schlafsack, den Mütter im Johanniter-Krankenhaus kaufen können, soll zumindest helfen. "Das Risiko sinkt um 23 Prozent. Wir empfehlen diesen Sack seit zehn Jahren", sagt Dr. von Oertzen. In der Klinik wird der Sack für alle Neugeborenen ohnehin verwendet, für zehn Euro können Eltern ihn dort auch gleich kaufen.

Möglich macht das der Verein "Hilfe für das schwerkranke Kind". "Wir haben seit 2004 bereits 3000 Stück gesponsert, damit die Mütter sich den Sack auch wirklich leisten können", sagt die Vereinsvorsitzende Ilse Timm. Ein Exemplar kostet 21 Euro, die Mütter bekommen ihn für zehn Euro. Somit hat der Verein bislang 63 000 Euro an Spenden für die Aktion aufgebracht. "Wir werden weitermachen, weil Kindstod ein wichtiges Thema ist", so Ilse Timm.

Besonders gefährlich ist die Zeit zwischen der fünften Lebenswoche und dem ersten Geburtstag. In dieser Zeit sind die Schutzmechanismen im Körper des Kindes noch nicht ausgeprägt. Deshalb ist es besonders wichtig, dass die Kinder beispielsweise auf dem Rücken schlafen, damit die Atemwege frei bleiben und die Gefahr, dass ausgeatmete Luft nicht wieder eingeatmet wird.

Dabei hilft der Schlafsack, der unter anderem den Reißverschluss an der Seite hat und durch seine Form das Umdrehen auf den Bauch erschwert. Das Material ist so gewählt, dass es die Kinder zwar warm hält, eine Überhitzung aber ausschließt. Verzichten sollten Eltern auch auf dicke Kissen.

Aber auch Nikotin an der Kleidung der Eltern kann die Atemwege so reizen, dass ein Kind stirbt. Deshalb sind Kinder von Rauchern eine Risikogruppe.

"Bei Kindern, in deren Familien bereits ein Fall von Kindestod aufgetreten ist, geben wir einen speziellen Monitor mit. Sensoren auf der Brust überwachen die Atmung und geben im Notfall einen akustischen Alarm. Wenn die Eltern dann sofort das Kind auf die Schulter nehmen, massieren und ansprechen, passiert in 95 Prozent der Fälle nichts", sagt Dr. Klaus von Oertzen.