Trabi-Treffen: Wiershoper holen Pokal für eine ungewöhnliche Italienreise in einem ganz besonderen Auto

1452 Kilometer war der knallblaue Trabant, Baujahr 1987, von Fritz und Marlies Ballhausen gelaufen wie eine Eins. Okay, vom Tacho einmal abgesehen, der seinen Geist aufgegeben hatte, noch bevor die beiden Wiershoper auf ihrer Reise im Zweitakter über die Alpen Geesthacht erreicht hatten. Aber das war eine Lappalie. "Unser Navi hat die Geschwindigkeit ja schließlich auch angezeigt", nahm es der 70-Jährige locker. Doch acht Kilometer vor dem Ziel, Cesenatico in Italien, ging plötzlich nichts mehr. Ein Defekt in der Lichtmaschine. Wie sollten die beiden Wessis jetzt zu ihrem Trabi-Treffen kommen? Die Hilfe kam schnell und unerwartet in Form von zwei Carabinieri. "Sie waren total freundlich und haben organisiert, dass wir nach Cesenatico kommen", berichtet Marlies Ballhausen. Die einzige Bedingung der beiden Gendarmen: Sie wollten auch einmal im DDR-Kultauto Platz nehmen. Nichts leichter als das.

Die "Rennpappe" der beiden Rentner, die sich mit der Tour einen Lebenstraum erfüllten, war schließlich häufiger die Attraktion gewesen. "Auf der Autobahn konnte ich manchmal nicht zum Überholen eines Lasters ausscheren, weil aus den vorbeifahrenden Autos erst mal Fotos von uns geschossen werden mussten", berichtet der gelernte Kfz-Mechaniker. Als begeisterter "Schrauber" hatte er nach seinem Ruhestand die Leidenschaft für den Trabant entwickelt.

Und Tüftler wie er sind viele der Trabi-Fans. Knapp 50 waren an der Adriaküste zusammengekommen. Und die wussten sich zu helfen. "Sobald eine Motorhaube aufging, stand ein Schwarm Menschen ums Auto", erinnert sich Fritz Ballhausen. Irgendein nützliches Ersatzteil hatte jeder Teilnehmer dabei. Hinter ihrem Hotel reparierten und flickten sie, was auf der langen Fahrt alles gestreikt hatte. An Ballhausens Gefährt Tacho und Lichtmaschine, bei zwei anderen Autos die Bremsen. "Aber das Beste war, wie wir aus einem Fahrradschlauch eine Benzinpumpe gebaut haben", schwärmt Fritz Ballhausen noch immer.

Seine drei Jahre jüngere Frau ist ebenfalls ganz hin und weg. "Oh, es war schön", strahlt die 67-Jährige. Sie war hellauf begeistert von der Trabi-Parade durch den Ort, den vier Stimmen, die sie bei der Abstimmung für das schönste Gefährt erhielten, oder der Schnitzeljagd auf vier Rädern durch die Berge. "Als wir dabei alle sechs Kirschen sammeln mussten, war der Bauer, von dessen Feld wir uns bedienten, irgendwann so genervt, dass er sich mit einer Leiter an den Straßenrand gesetzt hat", lacht Frau Ballhausen.

Doch am meisten freute die zwei Wessis, dass sie den ersehnten Pokal für die längste Selbstanreise erhielten. 40 Kilometer waren sie mehr als ein Rostocker Ehepaar gefahren.

Vor der Abfahrt nach Hause nahmen sie noch Grüße von Cesenaticos Bürgermeister an seinen Schwarzenbeker Kollegen mit auf die Heimreise - beide Städte sind verschwistert. "Frank Ruppert hat sich gefreut, als wir sie ausgerichtet haben", sagt Fritz Ballhausen, der mit seiner Frau schon die Reise für das nächste Jahr plant. "Und wissen sie was?", schließt Marlies Ballhausen. "Unser Enkel Timo, der bald 18 wird, sucht auch schon einen Trabi."