Nostalgie: An Hausecken und in Einkaufszentren locken die bunten Kugeln Kunden

Jeder kennt sie aus seiner Kindheit, aber mittlerweile sind sie ein liebenswerter Anachronismus: Kaugummiautomaten. Früher gab es die bunten harten Kugeln, die erst beim Kauen weich werden, für 10 Pfennig, heute werden 20 Cent fällig. Einer der letzten seiner Art hängt an der Backsteinfassade der Wohnraumentwicklungsgesellschaft Geesthacht (WoGee) am Markt 5 direkt im Zentrum. Der rote Lack ist abgeblättert, die Vorderseite deutlich zerkratzt. Neben Kaugummis, die wegen der Sonneneinstrahlung bereits deutlich verblichen sind, gibt es Flummis und Spielzeuge in den drei Verkaufsschächten. Ein weiterer befindet sich an der Geesthachter Straße in Höhe des Wok Asia Schnellrestaurants. Moderne Varianten erleben zurzeit eine Renaissance im Sky-Center vor dem Schuhgeschäft - diese moderne Version mit schreiend bunten Kugeln unter großen Plexiglaskuppeln haben allerdings deutlich weniger Charme als die alten Vorgänger an den Hauswänden. Wie viele dieser Automaten es im Stadtgebiet noch gibt, weiß niemand so genau, da die Automaten bei der Stadt nicht angemeldet werden müssen. "Es ist keine Sondernutzung, wenn die Automaten an einer privaten Hauswand angebracht werden. Der Aufsteller benötigt eine Genehmigung für dieses Gewerbe an seinem Heimatort. Die Vereinbarung über den Standort muss er dann mit dem Hausbesitzer treffen", sagt Stadt-Sprecher Torben Heuer. Die Stadt muss lediglich eine Genehmigung erteilen, wenn ein Automat auf öffentlichem Grund aufgestellt wird.

Nach Angaben der Branche bringt ein Automat einen Umsatz von 30 bis 40 Euro, wenn er komplett geleert wird. Der Umsatz hängt stark vom Standort ab, Busbahnhöfe und andere Einrichtungen mit hoher Besucherfrequenz laufen deutlich besser als Wohngebiet. Paul Brühl, Geschäftsführer des Verbandes der Automaten Fachaufsteller (VAFA): "Es gibt Plätze, die brummen." Viele Automaten würden gerade mal 20 Euro im Jahr abwerfen, andere dafür 700 Euro. "Aber das ist schon viel", so Brühl.

Zudem hat die Branche mit der Konkurrenz von Supermärkten und Tankstellen zu kämpfen, die ein breites Sortiment von Kaugummi in ihren Kassenbereichen anbieten.

Die Automaten sind 1948 zusammen mit den Kaugummis aus den USA nach Deutschland gekommen. Ihren Siegeszug starteten sie in der Zeit des Wirtschaftswunders in Kinos und auf Bartresen, später hingen sie an vielen Hauswänden und waren ein Treffpunkt für Kinder.