Poller: Warnhinweis und verlängerter Signalton - Doch gestürzte Radfahrerin geht leer aus

Plötzlich fuhr der Poller aus der Erde - und sorgte dafür, dass eine Radfahrerin schwer stürzte. Kaum war die automatische Sperranlage am Schillerplatz installiert, kam es vor einigen Wochen zu diesem Unfall (wir berichteten). Doch weder die Stadt noch der Kommunale Schadens-Ausgleich wollen der Frau Schmerzensgeld noch Schadensersatz zahlen. Das wurde jetzt im Ausschuss für Bau und Verkehr bekannt. Hintergrund: Man geht schlicht davon aus, dass die Stadt beim Betrieb des Pollers keine Fehler gemacht hätte. Und wo keine Fehler gemacht wurden, da ist auch keine Haftung notwendig - die Radlerin hat schlicht selbst Schuld gehabt.

Dennoch will die Stadt am Schillerplatz jetzt nachbessern. So soll der Signalton, der vor dem automatischen Ausfahren des Pollers bisher fünf Sekunden lang ertönt, um drei Sekunden verlängert werden. Außerdem wurde auf das neue Pflaster um die beiden Poller herum gelb-schwarzes Klebeband aufgeklebt, um vor der Gefahrenstelle zu warnen. Aber mehr, da waren sich die Mitarbeiter von Bauamt bis Ordnungsamt einig, sei weder erforderlich noch möglich.

Bauamtsleiter Peter Junge hatte ausführlich zu einem vom CDU-Politiker Karl Hermann Rosell eingebrachten Fragenkatalog zu dem Unfall Stellung genommen. Demnach war die Frau mit ihrem Fahrrad genau in dem Moment unterwegs, als der Poller um Punkt 11 Uhr aus dem Boden kam. Das Vorderrad der Frau stieß gegen den Poller, die Frau stürzte. "Die Poller sind ein neues Instrument in der Stadt, das noch nicht jeder kennt", sagte Junge. Er erklärte, welche Schutzmechanismen es für Autofahrer geben würde - und räumte dann ein: "Der Radfahrer hat es schwieriger." Denn wer mit dem Rad von der Norderstraße aus in die Fußgängerzone einfährt, sieht erstens nicht, dass er in eine Fußgängerzone fährt, zweitens wird nicht vor den automatischen Pollern gewarnt, und drittens übertönen Verkehrslärm und Fahrtwind den Signalton beim Ausfahren der Poller. Bernd Reddig vom Ordnungsamt ergänzte, dass Radfahrer in einer Fußgängerzone ohnehin ja nur Schritttempo fahren dürften. Und dann sei so ein Sturz unmöglich. Doch wer mit dem Rad von der Norderstraße kommt, erkennt die Fußgängerzone gar nicht - weil es in dieser Richtung keine Schilder gibt.

Jürgen Leonhardt (SPD) kam dennoch zu dem Schluss, dass die Frau selbst Schuld gehabt hätte. Das brachte wiederum Elke Heyden-Dahlhaus (Grüne) in Rage: "Das ist ja eine Frechheit", empörte sie sich. Und Rosell empfand die Diskussion im Fachausschuss habe Stammtischniveau. "Der mündige Bürger ist scheinbar nicht fähig, sich vernünftig zu verhalten", befand Reddig.

Wenn die Fußgängerzone umgebaut wird, müssen sich die Geesthachter noch an zwei weitere Poller gewöhnen. Dort, wo die Nelkenstraße und die Bohnenstraße in die Bergedorfer Straße münden, sollen künftig ebenfalls Poller den Weg versperren. Der Plan sieht vor, dass dann nur noch Anwohner und Rettungsdienste dank ihrer Berechtigungen jederzeit in die Fußgängerzone einfahren können. Lieferverkehr soll nur noch von Montag bis Sonnabend jeweils in der Zeit zwischen 8 und 11 Uhr möglich sein.