Schifffahrt: Geesthachts Schleuse sorgt für gleichmäßigen Tiefgang zwischen Nieder- und Oberelbe

Jeden Tag rollen Zehntausende Autos und Lkw über die Elbbrücke zwischen Geesthacht und Rönne. Kaum jemand hat Augen für die Anlagen unterhalb der viel befahrenen Straße. Doch die Schleuse ist ein technisches Meisterwerk, das mehr als nur einen Blick wert ist.

Um einen gleichmäßigen Tiefgang zwischen Nieder- und Oberelbe zu gewährleisten, wurde die Anlage 1957 gebaut. Hintergrund war, dass die Niederelbe auf zwölf Meter Wassertiefe ausgebaggert werden musste, um größeren Frachtern die notwendige Wassertiefe zu bieten. Dabei durfte der Wasserspiegel der Oberelbe nicht zu flach werden und der Grundwasserspiegel der Elbmarsch nicht absacken. Die Schleuse ermöglicht seitdem der Schifffahrt die Überwindung der durch das Stauwehr erzeugten Gefällestufe. Die Staustufe hebt den Elbspiegel bis zu zwei Meter über den bisherigen mittleren Wasserstand.

Die beiden Schleusenkammern mit einer Länge von 230 Metern und einer Breite von 25 Metern fassen jeweils vier Großmotorschiffe oder einen entsprechenden Schubverband - fünf Meter breit sind die Strompfeiler, je 50 Meter lang die Wehrkörper. Die zweite Schleusenkammer wurde von 1978 bis 1981 gebaut. Die Bauhöhe der Staustufe liegt vier Meter über Normalnull. Die Stauhöhe des Oberwassers liegt bei maximal 4,10 Meter, im Unterwasserbereich bei 3,80 bis vier Meter.

Die vier Hubtore werden elektromechanisch und durch Gegengewichte in den Schleusentürmen mit geringem Kraftaufwand wie bei einem Fahrstuhl bewegt. Riesige Stahlseile und Ketten müssen jedoch die jeweils 100 Tonnen schweren Obertore sowie die je 130-Tonnen-Untertore anheben. Alles läuft per Elektronik vom "Kommandostand" im vorderen mittleren Schleusenturm - jeder davon hat eine Höhe von 17 Metern - aus. Herr der Anlage ist Jörg Thomas. "Wir arbeiten hier mit sechs Leuten im Schichtbetrieb rund um die Uhr an 365 Tagen im Jahr", sagt der 60-jährige Betriebsstellenleiter. Die Kontaktaufnahme zwischen den Schiffsführern, die durch die Schleuse wollen, und der "Kommandozentrale" läuft inzwischen längst per Funk. Rund zwei bis drei Kilometer vor der Schleuse melden sich die Kapitäne und werden dann nach Reihenfolge "abgefertigt".

Die Schleuse wird meist als Zwillingsschleuse betrieben: Durch einen Füllkanal in der zwischen beiden Kammern befindlichen Mauer wird das leere Becken zunächst mit einem Drittel des Inhalts des vollen beschickt. Vollständig gefüllt beziehungsweise entleert werden die Kammern anschließend schwallfrei durch leichtes Anheben des jeweiligen Ober- oder Untertores. Rund 20 000 Kubikmeter Wasser werden dabei bewegt. Momentan ist jedoch nur ein Schleusenkanal geöffnet, da an den Schleusentoren aufwendige Reparaturarbeiten ausgeführt werden, die sich wohl noch bis in den Sommer hinziehen werden.

Einen regelrechten Boom gab es dennoch im Jahr 2013 beim Warentransport auf der Elbe: Noch nie wurden so viele Container geschleust wie 2013. Das geht aus der Statistik des Lauenburger Wasser- und Schifffahrtsamtes (WSA) hervor.

9,803 Millionen Ladungstonnen sind gegenüber dem Vorjahr ein deutliches Plus von sechs Prozent und nur knapp unter dem Rekordwert von 10,084 Millionen Tonnen im Jahr 2005. "Bei den Containern haben wir gegenüber dem Vorjahr sogar eine Steigerung um 32 Prozent", berichtet WSA-Chefin Bettina Kalytta. Mehr als 112 000 der Transportboxen wurden im vergangenen Jahr in der Schleuse registriert.

2013 passierten die Geesthachter Schleuse insgesamt 16 738 Frachtschiffe (2012: 16 495), 4546 Sportboote und 226 Fahrgastschiffe. 6,43 Millionen Ladungstonnen hatten Schiffe an Bord, die in Richtung Hamburg unterwegs waren, in der Gegenrichtung transportierten die Schiffe 3,38 Millionen Tonnen.

Unterwegs waren außer Containern vor allem Kohle (2,1 Millionen Tonnen), landwirtschaftliche Erzeugnisse (1,1 Millionen Tonnen), Erdöl (2,7 Millionen Tonnen), Erze und Metallabfälle (2,4 Millionen Tonnen) sowie Baustoffe (740 000 Tonnen). Die Ziel- beziehungsweise Ausgangshäfen liegen mehrheitlich am Mittellandkanal.