Rathaus-Mosaik: Geschichte und Bedeutung der Arbeit von Ernst Dircks-Rix aus dem Jahr 1980

Wenn die Fraktionen mal wieder über ein Thema streiten und sich so gar kein Kompromiss abzeichnen will, sollten die gewählten Ratsherren vielleicht einfach mal den Blick hinter den Redner wandern lassen. Denn dort ist mit dem Mosaik von Ernst Dircks-Rix nicht nur ein Stück Stadtgeschichte verewigt, sondern auch ein Hinweis an alle Entscheidungsträger. Denn in der Mitte des dreiteiligen Motivs sitzen drei Männer in einem Boot, sind unterschiedlicher Meinung, steuern aber in eine Richtung. Und die heißt Geesthacht (über das Stadtwappen im Mosaik) und Schleswig-Holstein (über die Landesflagge). Die klare Botschaft: Wir sitzen alle in einem Boot - und nur gemeinsam sind wir stark!

Die Stirnwand des Ratssaales wurde 1980 von Dircks-Rix (1916-2008) gestaltet. Das Mosaik besteht aus fünf Einzelbildern, die durch schmiedeeiserne Parabeln voneinander getrennt sind. Die Parabel lässt als Sinnbild die vergleichende, weiträumige Deutung zu. So sah es schon Dr. Heinrich Gärtner, ehemaliger Leiter der VHS Geesthacht.: "Die vier Elemente - Wasser, Feuer, Luft, Erde - zeichnen die Grenzen des Lebensraumes auf und sind gleichzeitig Sinnbilder für das Zusammenleben."

Die Luft wird im Mosaik durch aufsteigende Schwäne symbolisiert. Die Erde kommt durch Abdrücke auf gepressten Steinschichten (Lupinen und Fingerhut) zur Geltung. Das dritte Symbol, das Feuer, ist in der oberen rechten Parabel im Symbol der Sonne als Wärme und des aufbegehrenden Feuers in dem Vogel Phönix dargestellt - man muss nur genau hinschauen. Im vierten Bild wird das Wasser mit seiner wertvollen Eigenschaft dargestellt - nämlich den Menschen ebenso wie die Tiere und Pflanzen an seinen Ufern zu ernähren. Denn nur mit Wasser gibt es Leben und Entwicklung. Dafür stehen das Krügersche Haus und die St.-Salvatoris-Kirche im Mosaik. Im Zentralbild aber die drei Männer in einem Boot - da ist der Senior mit seiner Lebenserfahrung und Weisheit genauso vertreten wie der Pessimist und der Optimist. Gemeinsam wollen sie den richtigen Kurs einlegen.

Das wünscht sich natürlich auch Maren Marquardt, Erste Stadträtin: "Ich halte das Mosaik für eine ganz wichtige künstlerische Arbeit. Schön, dass wir so ein Werk in unserem Ratssaal haben."

Dem kann Helmut Knust nur beipflichten: "Ein Geesthachter Künstler hat hier auf besondere Art seine Spuren hinterlassen, um uns ständig an die Grundwerte der Menschlichkeit und der Demokratie zu erinnern", sagt der Chef der Ortsgruppe Geesthacht im Heimatbund und Geschichtsverein.

Noch während des Zweiten Weltkriegs schnitzte Dircks-Rix erste Holzfiguren, die sein Atelier an der Hegebergstraße schmückten. Dort wimmelte es von Bildern, Holzskulpturen und Kupferfolien, in denen Dircks-Rix ihm wichtige Botschaften verewigte. Eine davon ziert den Ratssaal, eine weitere die St.-Thomas-Kirche in Grünhof-Tesperhude. Dort hängen "Die zehn Gebote" - ein 80 mal 120 Zentimeter großer Kupferstich.

Die Inschrift der eingerahmten Kupfertafeln lautet "Ethik ist eine grenzenlose erweiterte Verantwortung für alles, was lebt".