Bildung: Viele Schüler wollen altes Abi nach 13 Jahren zurück

Es war eine der größten bildungspolitischen Reformen in der Geschichte der Bundesrepublik: Vor 13 Jahren hatte das Saarland als erstes Bundesland das Abitur nach acht Jahren (G8) eingeführt, Schleswig-Holstein folgte zum Schuljahr 2008/09. Nun hat Niedersachsen die Kehrtwende vollzogen: Ab 2015 haben Abiturienten hier wieder neun Jahre Zeit bis zu ihrem Abschluss. Auch an den Gymnasien im Süden des Herzogtums Lauenburg wird das Turbo-Abi kritisch diskutiert.

"Der Alltag besteht aus Schularbeiten, man hat gar keine Zeit mehr, eigenen Interessen nachzugehen", sagt Malin Schumacher (15), Schülerin am Otto-Hahn-Gymnasium (OHG). Da sich am Lernpensum nichts geändert hat, hat sich die Wochenstundenzahl der zukünftigen Abiturienten erhöht. Malin Schumacher: "Die Lehrer verlangen sehr viel, man kommt oft nicht hinterher und schafft es nicht, für einzelne Fächer genug zu machen." Mit dieser Meinung steht die Neuntklässlerin nicht alleine da: Acht von zehn ihrer Klassenkameraden gaben bei einer kleinen nicht repräsentativen Umfrage gegenüber unserer Zeitung an, dass sie öfters das Gefühl hätten, ihre Familie, ihre Freunde oder gar sich selbst durch den Schulstress zu vernachlässigen. Eine richtige Jugend? Fehlanzeige. Natürlich sei Lernen wichtig, aber es sei ein Unding, dass man teilweise sogar seine Hobbys für die Schule aufgeben müsse, so die mehrheitliche Kritik der Schüler.

Auch in Schleswig-Holstein wird die Rückkehr zum neunjährigen Abitur kontrovers diskutiert. Die Elterninitiative "G9 - Jetzt!" sammelt bereits Stimmen für eine Änderung des schleswig-holsteinischen Schulgesetzes. "Bisher haben wir rund 10 000 Unterschriften", sagt die Vorsitzende der Elterninitiative, Astrid Schulz-Evers aus Plön. 20 000 Stimmen wären für eine Gesetzesänderung nötig. Die Vorsitzende der Bürgerinitiative wundert sich, dass die Unterschriftensammlung trotz des großen Interesses vieler Eltern an der Rückkehr zum neunjährigen Bildungsgang nur sehr zähflüssig verläuft. Zumindest Malin Schumacher und viele Mitschüler würden für die Wiedereinführung von G9 stimmen.