Düneberg: Vermeintliches Privateigentum mitten im geplanten Baugebiet löst Verwirrung im Rathaus aus

Die Situation ist skurril - und so vertrackt, dass Mitarbeiter des Rathauses seit Tagen alte Akten wälzen. Auslöser für die Aufregung ist das geplante Wohnbauprojekt der neuen städtischen Wohnraumentwicklungsgesellschaft Geesthacht (WoGee). Düneberg soll ein modernes Wohngebiet werden. Elf Klinkergebäude aus den 1920er-Jahren sollen dafür 117 neuen Wohnungen weichen. Im Sommer 2015 könnte der Abriss beginnen.

Doch nun sorgt ein Grundsteuerbescheid für Aufregung: Er bezieht sich auf ein winziges Grundstück an der Heidestraße, mittendrin im geplanten Baugebiet. Das amtliche Dokument bezieht sich auf die Garage einer Anwohnerin - doch auch wenn ein Grundsteuerbescheid im ersten Moment nahelegt, dass die Frau hier Eigentumsansprüche an einer kleinen Enklave haben könnte, ist die Situation in der Praxis komplizierter. "Die Mieterin ist tatsächlich Eigentümerin der Garage und zahlt dafür Grundsteuer. Das Gebäude steht aber auf Grund der WoGee", sagt Stadtsprecher Torben Heuer. Diese Konstellation sei absolut unüblich - und nach Recherchen des Rathauses auch einmalig in der ganzen Stadt. "Zurückzuführen ist das alles auf mehrere Mieter, die 1971 für die städtischen Wohnungen Garagen haben wollten. Die Stadt wollte dafür kein Geld ausgeben, deshalb regelte man das über dieses ungewöhnliche Verfahren." Die Mieter bauten selbst und bekamen dafür ihr Eigentum offiziell bescheinigt. Der Vertrag wurde bereits beim Liegenschaftsamt angefordert - da der Vorgang mehr als vier Jahrzehnte zurückliegt, könnte sich die Klärung allerdings noch hinziehen. "Wie man mit dieser besonderen Lage verfährt, muss die WoGee klären", so Heuer. Möglich wäre ein Kauf der Garage, eine Entschädigungszahlung. Falls die Mieterin auf eventuelle Eigentumsrechte besteht, müsste ein Gericht die Situation klären. Interessant wäre dann vor allem die Frage, warum die Mieterin seit Jahren Grundsteuer zahlt, obwohl sie kein Grundstück besitzt - und ob sich daraus Ansprüche ableiten könnten.

Bis die ersten Bagger in Düneberg rollen, könnte ohnehin noch etwas Zeit vergehen. "Für den Bereich gibt es bislang keinen Bebauungsplan (B-Plan)", sagt Heuer. Dies wäre bei kleineren Neubauprojekten wie zum Beispiel dem Bau eines Einfamilienhauses nicht tragisch. Dieses könnte laut Baugesetzbuch auch gebaut werden, wenn das Bauvorhaben sich an die Umgebung anpassen würde. "Doch bei einem so großen Projekt wie es die WoGee plant, müsste erst ein B-Plan aufgestellt werden", so Torben Heuer - das könnte bis zu zwei Jahre dauern.