Klimawandel: Geesthachter Forscher belegen Erwärmung um 1,2 Grad - Monitor im Internet

Nach einem milden Winter mit ergiebigen Niederschlägen und Überschwemmungen in Lauenburg, droht an der Elbe nun ein trockener Sommer mit neuen Hitzerekorden - so könnte das Jahr 2050 aussehen. Das zumindest ergibt sich aus den Daten und Berechnungen der Experten des Helmholtz-Zentrums (HZG) an der Max-Planck-Straße.

Die Forscher widmen sich der Klimaentwicklung bereits seit Jahren in all ihren Schattierungen. Da geht es im bereits bestehenden Klimaatlas um die Voraussagen für die Zukunft und im jetzt neu aufgelegten Klimamonitor um die Veränderungen innerhalb der vergangenen 60 Jahre.

Danach ist klar erkennbar: Die Natur erwacht früher und der Sommer dauert zwei Wochen länger. Die Klimaerwärmung in Norddeutschland - erfasst wurden Daten von mehr als 20 Messstationen in Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg, Bremen, Mecklenburg-Vorpommern und Berlin-Brandenburg - zeigt nach Analysen des HZG massive Folgen. Der Vergleich von Daten aus den 60 Jahren verdeutlicht: "Im Zeitraum von 1951 bis 2010 beträgt die Erwärmung im Jahresdurchschnitt etwa 1,2 Grad Celsius", sagt Insa Meinke, Leiterin des Norddeutschen Klimabüros am HZG.

Bei zahlreichen Pflanzenarten setze die Frühjahrsblüte heute deutlich eher ein, berichtete Meinke. Allerdings trete der letzte Frosttag immer noch vergleichsweise spät auf, sodass sich insgesamt das Spätfrostrisiko für Frühblüher verstärkt habe. "Zudem müssen Allergiker mit zusätzlichen Belastungen rechnen", erklärte die Wissenschaftlerin. Der Pollenflug beginne sehr viel zeitiger - bei der Haselnuss beispielsweise drei Wochen früher als in den 1950er-Jahren.

"Die Klimaerwärmung hat viele Facetten", betonte Meinke. "Während sich der Urlauber über zusätzliche Sommertage freut, denkt man in Städten über Hitzewarnsysteme, Notfallpläne für Krankenhäuser und Kaltluftschneisen in der Stadtplanung nach." In einer Stadt wie Hamburg gebe es bereits heute durchschnittlich vier Hitzetage mehr als noch Anfang der 1960er-Jahre.

Die Messungen zur Klimaentwicklung präsentiert das Institut ab sofort auf einer Internetseite, die gemeinsam mit dem Deutschen Wetterdienst entwickelt wurde. Präsentiert werden Daten zu Temperatur, Niederschlag, Wind, Bewölkung oder Sonnenscheindauer. Der Klimamonitor zeige: Kap Arkona auf Rügen ist der sonnigste Ort im Norden, während es auf dem Brocken (Harz) am meisten regnet und im Jahresdurchschnitt am kältesten ist.

Nicht alles ist mit Treibhausgas zu erklären

"Wir erkennen, dass das Tempo der bisherigen Erwärmung der Temperaturentwicklung entspricht, die wir bis Ende des Jahrhunderts aufgrund unserer Treibhausgas-Emissionen in Norddeutschland zu erwarten haben", sagte Meinke. "Auf der anderen Seite müssen wir aber auch sehen, dass menschliche Treibhausgas-Emissionen nicht jede Entwicklung des komplexen Klimageschehens, wie zum Beispiel den Niederschlag, erklären können."

"Wir verstehen den Klimamonitor als ein Serviceangebot für alle Bürger, der den Wissenstand über den bisherigen Klimawandel in Norddeutschland transparent und öffentlich zugänglich macht", sagt Wolfgang Riecke, Leiter des Regionalen Klimabüros Hamburg beim Deutschen Wetterdienst.

Weitere Infos gibt's im Internet unter www.norddeutscher-klimamonitor.de sowie unter www.norddeutscher-klimaatlas.de