Helmholtz-Zentrum: 40 Abteilungen, 927 Mitarbeiter aus 57 Nationen, 41 Auszubildende - und ein eigenes Forschungsschiff

Wussten Sie eigentlich, dass das Helmholtz-Zentrum (HZG) mit mehr als 900 Mitarbeiten der größte Arbeitgeber in Geesthacht ist? Und dass dort die wissenschaftliche Elite Deutschlands in Sachen Material- und Küstenforschung aktiv ist? Selbst wenn nicht - auf das 60 Hektar große Gelände an der Max-Planck-Straße und die Mitarbeiter kann man in Geesthacht mehr als stolz sein. Denn gerade kürzlich haben zwei Forscher einen ultradünnen UV-Schutz, der vor Sonnenstrahlen schützt, entwickelt. Kein Wunder: Schließlich bemüht man sich am Helmholtz-Zentrum um Innovationen, die am Ende auch den Verbrauchern zu Gute kommen sollen.

Das HZG ist Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren, der größten deutschen Wissenschaftsorganisation mit "Filiale" in Teltow bei Berlin und rund 1100 Mitarbeitern. Es wurde 1956 als Gesellschaft für Kernenergieverwertung in Schiffbau und Schifffahrt (GKSS) in Krümmel gegründet. Zu den Pionieren gehörten die Atomphysiker Kurt Diebner und Erich Bagge, die im Zweiten Weltkrieg an der Entwicklung deutscher Atomwaffen arbeiteten.

Hauptprojekt in den 1960er-Jahren war der Atomfrachter "Otto Hahn", welcher 1964 vom Stapel lief und bis zum Jahr seiner Stilllegung 1979 Forschungszwecken diente. Zwischen 1958 und 2010 betrieb die GKSS zwei weitere Forschungsreaktoren. Die darin entstehenden Neutronen wurden zu werkstoffphysikalischen und materialwissenschaftlichen Untersuchungen genutzt. Sie ermöglichten bis 1987 auch Untersuchungen zum Thema Reaktorsicherheit. Seit dem Verzicht auf Anschlussprojekte spielte der Schiffbau keine Rolle mehr - die Umbenennung in Helmholtz-Zentrum erfolgte zum 1. November 2010.

Doch der Blick bleibt in die Zukunft gerichtet: Wie sieht die Zukunft der Energieversorgung aus? Wie können wir die Gefährdung durch den Klimawandel meistern? Welche Materialien unterstützen den Umweltschutz? Im Helmholtz-Zentrum erarbeiten die Forscher Konzepte, um Antworten auf diese Fragen geben zu können. Getreu ihrem Motto "Wissen schafft Nutzen" sind viele ihrer Forschungsergebnisse in praktische Anwendungen umsetzbar.

Die Wissenschaftler am HZG agieren in den drei Themenfeldern Werkstoff-, Küsten- und Polymerforschung - gegliedert in insgesamt 40 unterschiedliche Abteilungen. Zu den Schwerpunkten der Material/Werkstoff-Forscher zählt die Entwicklung leichter und funktioneller Werkstoffe für Anwendungen in der Automobil- und Flugzeugindustrie. Die Küstenforschung umfasst Fragen zum Zustand und Wandel der Küstenregionen.

Aktuell sind 927 Mitarbeiter (Durchschnittsalter 40,4 Jahre) aus 57 Nationen im Einsatz - davon kommen 64 aus China, 19 Brasilien und 15 aus Spanien. Wohnhaft sind 43,3 Prozent aller Mitarbeiter in Schleswig-Holstein, davon 22,8 Prozent (also 220 Personen) in Geesthacht, 23,9 Prozent in Hamburg und 14,5 Prozent in Niedersachsen.

Das HZG ist das Zentrum der Zukunfts-Elite: So legten 33 Wissenschaftler allein 2013 ihm Jahr 2013 ihre Promotion ab, aktuell sind 118 Doktoranden auf dem Weg zum Abschluss. Allein 41 Ausbildungsstellen in den unterschiedlichsten Bereichen werden aktuell vom HZG zur Verfügung gestellt. Zudem schauen pro Jahr rund 4500 Schüler zum "Schnuppern" ins "Schülerlabor" - der Einrichtung, in der etwa 1300 PC am Stromnetz hängen.

Besonders stolz ist man auf das Forschungsschiff "Ludwig Prandtl": Das Forschungsschiff (Baujahr 1983, 31 Meter Länge, zwei Besatzungsmitglieder, zehn Wissenschaftler) ist durch den geringen Tiefgang von maximal 1,70 Meter nicht nur in der Nord- und Ostsee, sondern gerade im Wattenmeer und in Flussmündungen einsetzbar. Damit ist es eine ideale Plattform für Untersuchungen der Küstenregion. An Bord befindet sich ein Labor, in dem die Proben gleich untersucht werden können. Außer einem hydraulischen Faltkran und einer Winde stehen den Wissenschaftlern unterschiedlichste Messgeräte zur Verfügung.

Das HZG wird zu 90 Prozent vom Bund, darüber hinaus von den Ländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen, Hamburg und Brandenburg finanziert. Der Gesamthaushalt des Forschungszentrums belief sich in 2013 auf rund 89 Millionen Euro - eine große Investition in die Zukunft.