Snacks: Kein Bäcker, keine Tankstelle, kein Supermarkt kommt mehr ohne sie aus

Heißer Kaffee im Pappbecher, ein frisches Käsebrötchen auf die Hand - Autoverkäufer Carsten Sohn (51) aus Geesthacht hat seinen Snack auf die Schnelle bei der Bäckerei Zimmer an der Geesthachter Straße geholt. Fast im Vorbeifahren können sich Kunden in der ehemaligen Tankstelle ihre Mahlzeit holen: Anhalten, kurz aussteigen, kaufen, losfahren, und nach wenigen Minuten ist der Hunger vergessen. Viele Pendler nutzen das Angebot.

Belegte Brötchen aus der Tüte, in Papierhüllen gesteckte Wraps mit Fisch und Gemüse, Pizzastücke auf dem Pappteller, süße Muffins - einer neuen Studie der Techniker Krankenkasse zufolge isst die Hälfte der Bevölkerung gern unterwegs. Besonders junge Leute mögen das. 31 Prozent der zwischen 18- und 25-Jährigen und knapp ein Viertel der 35-Jährigen isst unterwegs. Mit den Jahren verlieren viele den Gefallen daran, aber immerhin mag noch knapp ein Zehntel der 56- bis 65-Jährigen den Imbiss außer Haus.

Auf den Andrang haben sich Bäckereien und Tankstellen eingestellt. Auch Supermärkte bieten inzwischen abgepackte, belegte Weißbrotschnitten und fertige Salate an. Das Plastikbesteck wird gleich mitgeliefert.

In Geesthacht ist die Bäckerei Zimmer an der Bergedorfer Straße Hotspot der neuen Esskultur. Am Verkaufstresen stehen zu jeder Tageszeit mehrere Kunden, und die 50 Plätze in Café und Glaspavillon sind fast immer besetzt. "Wir verkaufen täglich 1500 belegte Brötchen in unseren vier Cafés und den anderen Filialen", sagt Geschäftsführer Jörg Zimmer (62). Die belegten Brötchen, Wraps und Fladen werden nach einem ausgeklügelten System mit Wurst, Käse, Schinken, Obst und Salat belegt, sodass es lecker und reichlich aussieht. Wichtig ist: Der Belag muss zu sehen sein, Appetit anregen. Alles wird frisch in jeder Filiale zubereitet, wenn der Kundenstrom zunimmt, gibt es Nachschub.

"Ich genieße es, hier zu frühstücken. Das gehört für mich einfach regelmäßig dazu", sagt Vera Rover (41) aus Geesthacht, die mit ihrer Freundin Birgit Gatzke (39) beim Sektfrühstück sitzt. "Bis in die 80er-Jahre war das nicht gesellschaftsfähig. Wer tagsüber im Café saß, galt als faul. Es gehörte sich nicht", weiß Jörg Zimmer. Er eröffnete 1980 das erste Stehcafé an der Bergedorfer Straße. Stammkundin Vera Rover erinnert sich: "Das war eine Sensation."

Seitdem ist die Bäckergastronomie auf dem Vormarsch. In der Bäckerei "Von Allwörden" im Einkaufszentrum gehen bei der Auszubildenden Julia Wüstenberg (25) nicht nur belegte Brötchen über den Ladentisch. Für das Mittagessen im Büro können Kunden hier auch Schnitzel, Frikadellen und Fisch mit Kartoffelsalat kaufen. "Alles wird zum Mitnehmen verpackt in Boxen aus Styropor zum Warmhalten", sagt sie.

Das kleine Bistro an den Gerstenblöcken gegenüber der Post hat sich nach dem Trend benannt und heißt "Bistro To Go". "Pendler, Schüler und Monteure kaufen hier zu jeder Tageszeit ihre Mahlzeit", sagt Verkäuferin Regina Brauer. Auch wenn es schnell gehen soll - die Qualität muss stimmen bei den Bequemessern. Regina Brauer weiß: "Die Kunden legen Wert auf Frische und Vitaminreiches."