Ausgrabung: Archäologen untersuchen Bauplatz des geplanten “Netto“-Markt

Spektakulärer Fund auf einem Acker in Grünhof: Mitarbeiter des archäologischen Landesamtes aus Neumünster entdeckten gestern bei ihren Grabungen Scherben eines Keramikgefäßes und eine noch nicht zuzuordnende Grube, die mit Findlingen ausgekleidet ist. Möglicherweise sind die Funde 2500 bis 3000 Jahre alt. "Wir wissen von früheren Untersuchungen, dass es in dieser Gegend ein Urnenfeld gab, das aus der Zeit um 800 bis 400 Jahre vor Christi stammt", berichtete Grabungsleiter Ingo Lütjens. 500 Meter östlich finden sich die Überreste eines bronzezeitlichen Totenhauses, das etwa 3200 Jahre alt ist und vier Gräber enthielt.

Weil jetzt ein Investor auf der Ackerfläche zwischen dem Krukower Weg und dem Autohaus Wulf einen "Netto"-Discounter bauen möchte, rückten erst Experten des Kampfmittelräumdienstes an, um mögliche Blindgänger zu sondieren. Nachdem sie Entwarnung gaben, rückten gestern nun die Archäologen an. Begleitet wurden sie von Helmut Knust vom Geschichtsverein als Vertrauensperson der Denkmalpflege. Ein Baggerfahrer von "geestra-bau" grub mehrere rund zwei Meter breite Schneisen in den Boden - bis auf den gelben Sand unter dem üblichen Mutterboden, der seit Jahrzehnten beackert wird. Und tatsächlich stießen die Archäologen schon nach wenigen Metern im ersten ausgehobenen Graben auf Tonscherben. Lütjens: "Das war von den Formen der Scherben her ganz klar ein Gefäß. Außerdem kann man anhand der Verfärbungen des Bodens erkennen, dass hier einmal gegraben wurde." Möglicherweise wurde an dieser Stelle vor 2500 Jahren ein Mensch in einer Urne bestattet. Genauso wie auch westlich des Krukower Wegs.

Ein paar Reihen weiter nördlich tauchten dann unter der Baggerschaufel plötzlich Findlinge auf, die dort so nicht natürlich aufgehäuft sein konnten. Vorsichtig legten die Archäologen die Steine mit Schaufel, Kelle und Besen frei. Auch hier gibt es eine Bodenverfärbung. "Wir werden die Steine jetzt komplett freilegen und einen Querschnitt der Grube rekonstruieren", so Lütjens. Warum die Steine so markant angeordnet wurden, ist unklar. Abzuwarten bleibt auch noch, was sich unter den ihnen findet.

Dem Bau des Discounters - da dürften die Menschen in Grünhof-Tesperhude aufatmen - steht die Entdeckung nicht im Weg. Die Archäologen haben bis Mai Zeit, die Funde zu sichern. "Wir gehen davon aus, dass sich nördlich angrenzend noch weitere Funde ergeben würden, aber da uns der Investor bezahlt, müssen wir unsere Arbeiten auf das Baufeld beschränken", sagt der Grabungsleiter. Auch wenn das Interesse groß sei, die Suche in der Umgebung fortzusetzen, müsse man sich wegen der vielen Aufträge im ganzen Land auf jene Bereiche beschränken, wo Fundstellen verloren gehen könnten. Und das sei hier an zwei Stellen durch den Bau des "Netto-Marktes" der Fall: Die hintere Fläche wird weiterhin landwirtschaftlich bewirtschaftet, sodass den in knapp 80 Zentimeter Tiefe steckenden historischen Gegenständen keine Gefahr droht. "Würden wir hier Pfosten und Fundamente von Häusern einer vorgeschichtlichen Siedlung finden, sähe das vielleicht anders aus", so Lütjens.

Baustart für den Discounter könnte 2015 sein

Am Dienstagabend (Beginn: 18 Uhr, Rathaus) tagt der Umwelt- und Planungsausschuss, berät über den Bebauungsplan für den Discounter. Gebaut werden könnte der 800 Quadratmeter große Markt dann im kommenden Jahr.