Duell: HSV gegen Werder - “Rauten Rowdy's“ geben ihren Verein noch nicht verloren

Sonnabendnachmittag - Spannung liegt in der Luft: der SV Werder Bremen und der Hamburger Sportverein stehen sich in der 100. Auflage des Nordderbys gegenüber. Im "Zum Stübchen", dem Vereinsheim des Geesthachter HSV-Fanclubs "Rauten Rowdy's", sind freie Plätze fast schon Mangelware: 27 der 34 Mitglieder sind gekommen, um wieder einen Sieg "ihrer" Mannschaft mitzuerleben.

"Ich tippe auf ein 2:1 für den HSV", verkündet Geert Prüfert (66), während er es sich mit seinem Bier gemütlich macht. Im 136 Kilometer entfernten Weser-Stadion geht inzwischen die Post ab. Die Stimmung bei den daheimgebliebenen "Rauten-Fans" kann mithalten. Das Vereinsheim ist über und über mit HSV-Artikeln dekoriert, die Ereignisse aus dem Stadion werden gestochen scharf auf eine große Leinwand geworfen. Statt im Block in Bremen sitzen die neun Frauen und 18 Männer gemütlich im Vereinsheim. "Nach Bremen fahren wir nicht mehr, seit sie vor den Gästeblock Gitter gebaut haben. Da kommt man sich vor wie im Affenkäfig", sagt Gregor Drewelowski (47).

Bei Anpfiff ist die Anspannung allen ins Gesicht geschrieben, als Aaron Hunts Hackentrick den Ball zu Zlatko Junuzovic katapultiert. Junuzovics Treffer in das Tor der Blauen wird von den "Rowdy's" mit einem entsetzen "Nein!" kommentiert.

"Es ist noch genug Zeit", ruft Thorsten Hessel (43) beschwichtigend in die Runde. Als der HSV-Spieler Hakan Calhanoglu attackiert, kommt im "Stübchen" kurzfristig Jubel auf - vergebens! Einen Sekundenbruchteil später ist die Euphorie nach einem Lattenschuss von Calhanoglu schnell wieder verflogen. Hier und da wird über Spieler gefachsimpelt: Dass van der Vaart dann in der zweiten Halbzeit eingewechselt wird, kommt bei denn Geesthachtern nicht gut an. "Den hätten sie mal auf der Bank lassen sollen, der packt es nicht", sagt Torsten Ninnemann (39). Ninnemanns Prognose bewahrheitet sich. Auch der niederländische Mannschaftskapitän kann das Ruder in der zweiten Halbzeit nicht mehr rumreißen.

Sechs Minuten Nachspielzeit. Geht hier noch etwas für den HSV? Die Anspannung ist den "Rauten Rowdy's" ins Gesicht geschrieben. "Das kann doch nicht wahr sein, der Ball muss da in den weißgerahmten Kasten", ruft Anja Meyer (44) verzweifelt. Doch der Slomka-Effekt greift nicht: Der HSV geht auch in der Nachspielzeit nicht mehr in die Offensive. Das Spiel ist aus und Werder Bremen gewinnt das 100. Nordderby in der Bundesliga mit 1:0.

Die Stimmung im HSV-Fanclub ist trotzdem optimistisch. "Es gab dieses Mal keine Gegenwehr von den Jungs. Aber wie heißt es so schön? Die Hoffnung stirbt zuletzt. Ich habe immer noch eine Wette auf den HSV laufen"; sagt Geert Prüfert. Das verlorene Spiel ist schnell Nebensache. Die Mitglieder haben nun andere Themen. Wie etwa das neugeborene Baby im Bekanntenkreis. "Bei uns ist der Zusammenhalt besonders wichtig, wir sind so was wie eine große Familie", sagt Gregor Drewelowski. "Nun freuen wir uns schon mal auf das Auswärtsspiel gegen Hannover 96, da fahren 25 Mitglieder hin".