Kaffeefahrt: Aktivistin schaut hinter die Kulissen - Melden Sie sich bei uns: Wer ist mitgefahren?

Was als harmlose Kaffeefahrt in der vergangenen Woche in Geesthacht begann, hat, wie befürchtet, wohl doch einen eher kriminellen Hintergrund. Die Berichterstattung unserer Zeitung hat Wellen geschlagen - sogar bis an den Timmendorfer Strand. Und von dort erreichte uns die Nachricht, wonach die Mitreisenden der Bustour einem Betrüger aufgesessen sein sollen.

Zur Erinnerung: Am vergangenen Donnerstag machte die Bustour einer "Adventsverlosung" für die "glücklichen Gewinner" auch Halt am ZOB in Geesthacht. Dort wollten auch zwei ältere Damen zusteigen, die über ihren "Gewinn" per Post informiert worden waren. Doch eine Gruppe engagierter Bürger konnte die Seniorinnen über den wahren Sinn und Zweck der Fahrt nach irgendwo - das Ziel blieb in der Einladung offen - aufklären und sie davon abhalten. Sehr zum Unmut des Fahrers eines Busunternehmens aus Bremen.

"Genau dieses Unternehmen kennen wir nur zu gut", sagt Karin H. Die 45-Jährige aus Timmendorfer Strand kämpft seit sechs Jahren gegen die Abzocke von Rentnern bei dubiosen Kaffeefahrten. "Da werden Bargeld-Gewinne versprochen, die sich dann als fragwürdige Einkaufsgutscheine herausstellen. Wer etwa ein Fahrrad gewonnen hat, soll dies kurz nach der Veranstaltung geliefert bekommen. Doch wird dies nie geschehen", sagt die Aktivistin. Dafür seien auf den jüngsten Touren des Unternehmens, das auf eine längst abgemeldete Postfach-Adresse in Bremen verweist, Artikel wie ein prall gefüllter Alu-Koffer mit "wahren Wundermitteln für die Gesundheit" angeboten worden. "Darin befinden sich 'Alacritas'-Präparate, die speziell für Menschen ab 65 Jahren entwickelt wurden - sagt zumindest der Verkäufer im Rahmen seiner Veranstaltung", erzählt die Aktivistin unserer Zeitung: "Denn die herkömmlichen Mittel der Schulmedizin taugten ja nicht für ältere Menschen."

Produkte gibt es für 30 Euro im Internet

Wer dieser Lüge auf den Leim geht, zahlt gut 1000 Euro für den Koffer - "wobei Angaben zum Hersteller oder ein Verfallsdatum fehlen", sagt die 45-Jährige. Und: Den Inhalt des Koffers soll es auch für 30 Euro im Internet geben - dann aber ohne Alu-Koffer...

Unsere Informantin aus Timmendorfer Strand war einst selbst angeschrieben und zu einer Kaffeefahrt eingeladen worden. Doch da sie sich vorab informiert hatte und aufgrund ihres Alters von damals 39 Jahren nicht ins "Beuteschema" des Anbieters passte, durfte sie nicht nach irgendwo mitreisen. Seitdem kämpft sie gegen die dubiosen Machenschaften der Rentner-Abzocker. Mit Erfolg: Sie hat ein nahezu bundesweites Netzwerk aufgebaut, zu dem auch engagierte Polizisten und Verwaltungsbeamte gehören. Von Timmendorfer Strand aus starten seitdem keine Kaffeefahrten mehr.

Auch wir wollen uns gern einschalten: Wer am vergangenen Donnerstag an der fragwürdigen Bustour teilgenommen hat, darf sich gern bei uns melden, um von seinen Erfahrungen zu berichten. Kontakt per Telefon unter (0 41 52) 8 38 80 oder per Mail an geesthacht@bergedorfer-zeitung.de .