Workshop mit Fraktionen und Verwaltung - Geld ist da, doch welche Maßnahmen sind sinnvoll?

Gar keine Radwege oder zu schmale, häufig geflickte Trassen, verschlungene Wegeführung oder holprige Auffahrten an den Kreuzungen: Bei Geesthachts Radwegen liegt einiges im Argen. "Jahrelang wurde zu wenig getan", sagt Gerhard Boll (Grüne), Vorsitzender des Ausschusses für Planung und Umwelt. Dabei steht Geld zur Verfügung: Allein 2013 waren 100 000 Euro im Haushalt für Verbesserungen im Radwegenetz vorgesehen. Doch ausgegeben wurde es nicht. Der Grund: Ein umfangreicher Verkehrsentwicklungsplan (VEP) für Geesthacht war erst kurz vor der Kommunalwahl fertiggestellt worden. Der damalige Ausschuss schaffte es nicht mehr, das Thema zu bearbeiten.

In einem ganztägigen Workshop im Oberstadttreff ging es am Sonnabend wieder um den VEP. "Es war eine sehr dichte Sitzung", sagt Gerhard Boll. Man habe sich auch mit Vorschlägen für die Radwege befasst. Genaueres wollen die Politiker jedoch erst einmal in ihren Fraktionen besprechen. "Wir müssen klären, was man schnell umsetzen kann und was wir in Zukunft mehr beachten müssen", so Boll. "Wir haben über ziemlich weitreichende Änderungen im Radwegenetz gesprochen", verrät Thomas Marquardt (CDU).

Heinz Masur vom Ingenieurbüro PGT aus Hannover, der den VEP erarbeitete, bescheinigt Verwaltung und Politik dringenden Nachholbedarf beim Ausbau der Radwege. Er hatte sogar empfohlen, fünf Jahre lang jeweils zehn Euro pro Jahr und Einwohner bereitzustellen. Das wären 300 000 Euro pro Jahr gewesen. Zumindest 100 000 Euro wollen die Politiker ausgeben. Auch für 2014 steht diese Summe noch einmal zur Verfügung.

Möglicherweise auch für die Jahre danach - doch wofür ausgeben? "Das ist nicht ganz einfach, weil die Radwegenutzungspflicht ja aufgehoben ist", meint CDU-Fraktionschef Karsten Steffen. Der VEP empfehle außerdem, die Radfahrer eher in den Verkehr zu integrieren. Hintergrund ist die Erkenntnis, dass baulich abgesetzte Radwege oft ein höheres Unfallrisiko für Radfahrer bedeuten als die Führung auf der Fahrbahn. Auf Radwegen komme es vermehrt zu Konflikten mit Fußgängern und an Kreuzungen und Einmündungen auch mit Autofahrern, argumentiert der Allgemeine Deutsche Fahrrad-Club (AFDC). Außerdem verhielten sich Radler wegen des subjektiven Sicherheitsgefühls oft zu sorglos.

Trotzdem kann eine Kommune auf bestimmten Trassen zur Nutzung des Radweges verpflichten - etwa an besonders verkehrsreichen Straßen. Dann wird wieder das frühere blaue Schild aufgestellt. Karsten Steffen: "Auf der K63 wäre es zum Beispiel möglich."

Viele kombinierte Geh- und Radwege in der Stadt, unter anderem an der Geesthachter Straße und am Richtweg, sind zu schmal. Sie gelten darum als gemeinsam zu nutzender Weg - Radfahrer müssen sich hier den Fußgängern unterordnen.

"Das Fahrrad gehört grundsätzlich auf die Straße", sagt Karsten Kiehn, Vorsitzender der Kreispiraten. Er ist häufig mit dem Rad unterwegs und Mitglied im ADFC. Für Geesthacht würde er sich für mehr Fahrradstraßen wünschen - es gibt nur eine einzige, die über die Querstraße führt. "Schön wäre es auch, wenn einige Einbahnstraßen in gegenläufiger Richtung für Radfahrer geöffnet werden, darunter der Buntenskamp", so Kiehn. Besonders stressig und gefährlich sei der ständige Wechsel vom Rad- und Gehweg auf die Straße und zurück. Hinzu kommt, dass die Wege oft zugeparkt sind, beispielsweise an der B 5. So mancher Radfahrer ärgert sich außerdem über volle Radständer.