Umweltschützern geht Antrag nicht weit genug - PRD: Wir planen kein Fracking

Das Schreckgespenst "Fracking" geistert weiter durch Schleswig-Holstein - die Angst vor dem hydraulischen Aufbrechen von unkonventionellen Kohlenwasserstofflagerstätten wird auch durch den Versuch der Kieler Landesregierung, sich für eine Fracking-Verbot stark zu machen, nicht besänftigt. Beim Geesthachter Bürgerdialog im Oberstadttreff sprach sich Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Torsten Albig für ein Fracking-Verbot aus. "Es wird in Schleswig-Holstein kein Fracking geben, Punkt", so die Aussage des SPD-Politikers. Der Landeschef möchte dem umstrittenen Förderverfahren einen Riegel vorschieben - über den Bundesrat möchte er eine Gesetzesänderung des Bundesbergbaugesetzes bewirken.

Doch: "Die Initiative im Bundesrat reicht nicht aus", sagt Dietger Michaelis von der Bürgerinitiative "Frackingfreie Zukunft - Herzogtum Lauenburg". Sein Kritikpunkt an dem Entwurf: Im neuen Gesetz sollen lediglich "Fracking-Maßnahmen mit umwelttoxischen Chemikalien zur Aufsuchung und Gewinnung von Erdgas" verboten werden. Doch schon längst arbeiten Ölfirmen an Fracking-Methoden ohne den Einsatz von giftigen Stoffen. "Obwohl das verwendete Flüssigkeitsgemisch insgesamt gemäß geltender Rechtslage auch bisher weder als giftig noch umweltgefährlich einzustufen ist, arbeitet ExxonMobil gemeinsam mit der Serviceindustrie kontinuierlich daran, den Anteil an chemischen Zusätzen zu verringern und einzelne Komponenten gegen unbedenklichere Stoffe auszutauschen", sagt ExxonMobil-Pressesprecher Klaus Torp auf Anfrage unserer Zeitung. Man sei aber zuversichtlich, dass bald im Labor Frack-Flüssigkeiten hergestellt werden könnten, die keinerlei giftige oder umweltgefährliche Substanzen mehr beinhalten würden und jede einzelne Substanz allenfalls der Wassergefährdungsklasse I entspräche - vergleichbar mit Shampoo.

"Uns geht es aber nicht nur um die Stoffe, die in den Boden gepresst werden, sondern auch um das geförderte Lagerstättenwasser", so Michaelis. Dieses könne leicht radioaktiv sein und würde, nachdem Erdöl oder -gas herausgefiltert wurde, wieder in die Bohrung verpresst.

Aber das Misstrauen der Bürgerinitiativen im Land geht noch weiter: "Warum das Ministerium bei der Rechtsauffassung bleibt, man könne Betriebserlaubnisse verweigern, wenn Aufsuchungserlaubnisse erteilt wurden und keine neuen Erkenntnisse vorliegen, die eine Ablehnung begründen, erschließt sich uns nicht", sagt Fracking-Gegner Michalis. Damit eine Firma nach Kohlenwasserstofflagerstätten suchen darf, muss beim Landesamt für Bergbau, Energie und Geologie (LEBG) in Hannover zuerst eine Aufsuchungsgenehmigung beantragt werden, danach folgt eine Aufsuchungsbewilligung. Erst wenn diese erteilt wurde, können einzelne Maßnahmen wie Tiefenbohrungen oder Fracking-Maßnahmen beantragt werden. Während das Bergbauamt der Firma PRD Energy im Untersuchungsfeld Schwarzenbek eine Aufsuchungsgenehmigung erteilt hat, ist man in der Nähe von Kiel im Landkreis Plön im Untersuchungsfeld Prasdorf schon einen Schritt weiter: Hier wurde bereits eine bergrechtliche Bewilligung erteilt. "Bei einer solchen Bewilligung geht es um das Recht, in einem festgelegten Gebiet einen bestimmten Rohstoff zu gewinnen und auch aufzusuchen", sagt Katrin Keil vom LEBG. Eine solche Bewilligung berechtigt noch nicht zur Durchführung von technischen Maßnahmen, wie zum Beispiel Bohrtechniken - inklusive Fracking. Doch die Fracking-Gegner befürchten, dass wenn dieser Prozess erst einmal in Gang gesetzt ist, er nicht mehr aufzuhalten sei.

Einer der die ganze Aufregung nicht versteht ist Mark Hornett, Präsident von PRD Energy in Berlin: "Wir haben nicht vor, in Prasdorf oder Schwarzenbek zu fracken." Nach seinen Angaben sucht PRD Energy in beiden Gebieten vornehmlich nach alten, konventionellen Lagerstätten von Erdöl. Aber der Kanadier versteht, dass mangelnde Information zu Misstrauen führt. Hornett: "Wir sind bisher nicht an die Öffentlichkeit gegangen, weil wir noch nichts zu berichten haben."