Ministerpräsident im Gespräch über Energie und Ehrenamt

Mit den Bürgern ins Gespräch kommen - ungezwungen, ganz ohne Tagesordnung. Glänzend aufgelegt nahm Ministerpräsident Torsten Albig (SPD) am Dienstagabend Platz im Oberstadttreff, stellte sich vor 80 Zuhörern im Bürgerdialog den Fragen der teils überraschend weit angereisten Gäste. Fragerecht hatte an diesem Abend jeder - allerdings musste man dazu auf dem Podium Platz nehmen, für einige offenbar eine zu große Hemmschwelle.

In den Mittelpunkt der Runde rückte schnell das Thema Energie. So kritisierte Claus Reich (25), der von der Insel Fehmarn angereist war, den geringen Mindestabstand von Windkraftanlagen zu Wohnhäusern. Für Albig das Stichwort zu einem Plädoyer für die Energiewende: "Wir wollen die Gesellschaft verändern, weg von der Atomenergie. Aber wir können die Gesellschaft nicht verändern, wenn wir Nein sagen zur Windkraft", betonte Albig. 6000 Windmühlen seien nötig, um die drei Atomkraftwerke im Land zu ersetzen. "Windenergie ist nicht der Weißheit letzter Schluss, aber es gibt derzeit nichts Besseres. Es wird keine Lösung geben, mit der jeder zufrieden ist. Ohne Nachteile geht es nicht", sagte er an die Bürger gerichtet, die sich gegen Windräder vor ihrer Tür aussprechen.

Auch Oberstadttreff-Leiter Thomas Vagedes nutzte die Chance, dem Landeschef eine Frage zur Ehrenamtskarte Schleswig-Holstein zu stellen, die engagierten Bürgern Vergünstigungen bieten soll. "Ich denke, die Voraussetzungen sind zu hoch angesetzt", sagte Vagedes. "Könnten Sie sich nicht vorstellen, statt fünf Stunden wöchentliche ehrenamtliche Arbeit auch zwei bis drei Stunden anzuerkennen?", fragte er Albig. Der zeigte sich aufgeschlossen: "Das ist ein klasse Projekt. Ich kann mir gut vorstellen, das etwas großzügiger zu handhaben. Ich nehme das wohlwollend mit."

Obwohl alle Themen erlaubt waren, ebbte das Interesse bereits nach 80 Minuten ab - da keiner mehr Fragen an den Spitzenpolitiker hatte, beendete er den Bürgerdialog bereits 45 Minuten früher als geplant. Die seltene Gelegenheit, den Landeschef mit Fragen zu löchern, ließen viele der Besucher in Geesthacht ungenutzt.