Kaufvertrag bereits unterzeichnet - 60 Arbeitsplätze sind für drei Jahre gesichert

Jetzt ist das Geschäft sicher: Das Bundeskartellamt hat der Übernahme der Norddeutschen Teppichfabrik mit der Marke "Nordpfeil" durch die Vorwerk & Co. Teppichwerke GmbH aus Hameln zugestimmt. Nachdem auch der Gläubigerausschuss einstimmig für den Verkauf des Geesthachter Traditionsunternehmens an die Niedersachsen votiert hat, ist der Kaufvertrag bereits unterzeichnet. Für 60 Mitarbeiter gibt es jetzt drei Jahre lang eine neue Perspektive. Für diese Zeit mietet Vorwerk die Immobilien, was danach passiert, ist unklar. Skeptiker vermuten, Vorwerk sichert sich nur Know-how und Marke.

"Ich werde heute die Mitarbeiter in einer Betriebsversammlung über unsere Pläne unterrichten", erklärte Vorwerk-Geschäftsführer Johannes Schulte am Freitag. Am Montag soll es eine weitere Information geben, in der mit dem künftigen Team die neue Ausrichtung besprochen werden soll.

Wie berichtet, hatte die Norddeutsche Teppichfabrik im August 2013 Insolvenz angemeldet. In zwei Phasen wurde allen Mitarbeitern gekündigt, eine Rumpfmannschaft setzte die Produktion dennoch fort. Schulte: "Die Mitarbeiter konnten nichts für die Entwicklung."

"Mit Vorwerk übernimmt ein Unternehmen die Geschäfte, das eine glaubwürdige und nachhaltige Fortführung der Vermarktung der Nordpfeil-Produkte sicherstellen kann", freut sich Insolvenzverwalter Udo Müller aus Hannover. An seiner Arbeit hatte es zuletzt Kritik gegeben. So bemängelte ein abgelehnter Interessent, dass ihn Müller gar nicht um ein Angebot zur Übernahme aufgefordert hatte. "Wäre Vorwerk jetzt nicht eingestiegen, dann hätten wir zum 31. Januar 2014 schließen müssen", sagt Müller.

Jetzt soll der Betrieb nahtlos fortgeführt werden. Insbesondere Vorwerks Vernetzung im Handel und die Vertriebsstärke haben neben dem finanziellen Engagement im Gläubigerausschuss die Überzeugung gestärkt, dass mit angepasster Personalstärke eine Fortführung möglich sein kann. "Ich sehe diese Entscheidung mit gemischten Gefühlen. Einerseits freut es mich für die 60 Mitarbeiter, die hoffentlich einen langfristigen Arbeitsplatz erhalten. Andererseits ist es traurig für die, die in dem Unternehmen keine Zukunft mehr haben", sagte Bürgermeister Volker Manow in einer ersten Reaktion. Manow: "Für die ist das wirklich eine bittere Pille." Mehr als 200 Mitarbeiter haben ihre Jobs verloren.

"Ich möchte meinen besonderen Respekt für die Leistung der Mitarbeiter der Norddeutschen Teppichfabrik aussprechen, die über Jahrzehnte sehr gute Produkte geliefert haben und einen hervorragenden Ruf in der Branche genießen", sagte Schulte. Der Vorwerk-Geschäftsführer lobt, dass wegen deren Engagements "trotz widriger Umstände" die Produktion aufrechterhalten werden konnte. Allein war die Norddeutsche Teppichfabrik, die 1951 gegründet wurde und lange zu den größten Arbeitgebern in der Region zählte, in der bisherigen Form nicht überlebensfähig.

Es bleibe, so Schulte, auch weiterhin eine Herausforderung, im schwierigen Markt der Teppichbodenherstellung erfolgreich in die Zukunft zu gehen. Das könne nur im Zusammenspiel mit dem Standort in Hameln gelingen. Ziel für Vorwerk sei es, mit einer klaren Zweimarkenstrategie die guten Potenziale beider Marken zu nutzen, heißt es. "Die starke Großhandelsausrichtung der Marke Nordpfeil ist eine passende Ergänzung für unser Geschäft", so Johannes Schulte.