Insolvenz: Morgen berät Gläubigerausschuss über Investoren

Der Kampf um die insolvente Norddeutsche Teppichfabrik geht morgen in die nächste Runde: Um 10.30 Uhr tritt der Gläubigerausschuss in Hamburg zusammen, um über einen zeitlichen Aufschub für das Kaufangebot der Firma Otto Golze und Söhne abzustimmen. Der Tür- und Stufenmattenhersteller aus Emmerthal (Niedersachsen) möchte die Produktion am Standort Geesthacht mit einer verringerten Mannschaft weiterführen, 90 Arbeitsplätze sowie die Marke "Nordpfeil" erhalten - allerdings fehlt noch eine Finanzierungszusage der Bank, deshalb konnte das Unternehmen sein Angebot nicht fristgerecht einreichen.

"Wir brauchen nur etwas Zeit", sagt Eugen Ciemnyjewski. Der Golze-Geschäftsführer hofft, dass sein ausgearbeitetes Konzept von einer Mehrheit der sieben Gläubiger-Vertreter - unter ihnen die Stadtwerke Geesthacht und die Kreissparkasse Herzogtum Lauenburg - für gut befunden wird, dass sein Unternehmen die benötigte Frist erhält. Vier Stimmen würden reichen: "Wir wären gerne bei dem Gläubiger-Treffen mit dabei, um unser Konzept zu präsentieren", so Ciemnyjewski.

Unterstützung erhofft sich der Großhändler jetzt von der Geesthachter Politik.

"Natürlich wollen alle Fraktionen die Arbeitsplätze in Geesthacht erhalten", sagt Ratsherr Karsten Steffen (CDU) nach einem gemeinsamen Treffen aller Fraktionsvorsitzenden mit der Golze-Geschäftsführung in der Norddeutschen Teppichfabrik. "Aber dieses Konzept muss erst einmal überprüft werden", so Steffen. Deshalb ist für heute Abend um 18 Uhr ein gemeinsames Treffen der Fraktionschefs mit Markus Prang, Geschäftsführer der Stadtwerke, geplant.

Gestern veröffentlichten alle in der Ratsversammlung vertretenen Fraktionen zudem einen gemeinsamen Aufruf: "Wir appellieren an die Entscheidungsträger im Gläubigerausschuss, in der kommenden Sitzung am Dienstag die Sicherung und den Erhalt der Arbeitsplätze als wichtigstes Ziel zu verfolgen", heißt es darin. Den Insolvenzverwalter bitten sie, morgen noch keine Entscheidung über die Zukunft der Fabrik zu treffen. "Der Gläubigerausschuss wird vielmehr gebeten, die Rettung möglichst vieler Arbeitsplätze in den Fokus zu stellen und das dem Gläubigerausschuss bekannte Konzept des neuen Interessenten ernsthaft zu prüfen. Wir bitten deshalb darum, die Entscheidung einen Monat zu verschieben", so die Fraktionsvorsitzenden.

Ciemnyjewski ist zuversichtlich, dass der Standort Geesthacht sich rechnet: "Bei dem Treffen haben wir einige sehr fähige Mitarbeiter kennengelernt." Zwar seien einige Maschinen veraltet, aber der Geschäftsführer ist sich sicher, dass sein Konzept schnell schwarze Zahlen bringen würde. Dafür ist Golze auch bereit, etwas tiefer als geplant in die Tasche zu greifen. "Um mögliche Verluste durch die Fristverlängerung zu kompensieren, würden wir unser Kaufangebot aufstocken."

Ob das die Gläubiger überzeugt, bleibt abzuwarten - denn bekanntlich gibt es noch einen Interessenten: Die Firma Vorwerk Bodenbeläge hat bereits beim Bundeskartellamt einen Antrag auf ein Fusionskontrollverfahren gestellt. Wie der zweite Bieter für die Teppichfabrik auf eine Fristverlängerung reagiert, ist offen - die Firmenleitung wollte sich auf Anfrage unserer Zeitung nicht dazu äußern.