Kleines Theater Schillerstraße: Nach langen Querelen zieht der Geschäftsführer Konsequenzen

Die Finanzlage des Kleinen Theaters Schillerstraße (KTS) ist höchst angespannt, die Stimmung in der Gesellschafterversammlung vergiftet. Die Konflikte sind mittlerweile so weit aus dem Ruder gelaufen, dass KTS-Geschäftsführer Ulrich Jacobi jetzt die Konsequenzen zieht: Er hat Bürgermeister Volker Manow, der gleichzeitig Vorsitzender der Gesellschafterversammlung ist, um die Auflösung seines Vertrages gebeten. Vermutlich wird er seinen Posten im KTS noch im ersten Quartal räumen. Über die Rahmenbedingungen entscheidet am 5. Februar die Gesellschafterversammlung auf einer Sondersitzung. "Ich möchte mich vorher nicht weiter in der Öffentlichkeit äußern. Erst wollen wir in den Gremien sprechen und dann sehen wir weiter", sagte Jacobi auf Nachfrage.

Wie der Betrieb des Theaters in Zukunft weitergeführt wird, ist völlig offen. "Ich sehe die Zukunft des KTS jetzt zumindest gefährdet", sagt der CDU-Fraktionsvorsitzende Karsten Steffen. "Wir bedauern den Schritt von Ulrich Jacobi ausdrücklich. Jetzt haben die KTS-Gegner ihr Ziel erreicht", so Steffen. Grünen-Fraktionschef Ali Demirhan lobt vor allem die große künstlerische Leistung von Ulrich Jacobi. Um die Zukunft des Theaters macht er sich aber keine Sorgen: "Der Betrieb wird weitergehen. Wir werden eine gute Lösung finden." Die immer wieder diskutierte Minimallösung, nur den Kinobetrieb fortzuführen und das Theater einzustellen, gilt unter den Beteiligten als nahezu ausgeschlossen.

Auch wenn der Schritt des Geschäftsführers überraschend wirkte, war die Entwicklung absehbar, wie einige Gesellschafter jetzt hinter vorgehaltener Hand betonen. So schwelte hinter den Kulissen des Kleinen Theaters bereits seit Monaten ein kaum lösbarer Konflikt: Ein Teil der Gesellschafter kritisierte die zunehmend schlechter werdende finanzielle Lage des Theaters - im Oktober verordnete das Gremium dem Theater deshalb ein umfangreiches Sparpaket. So sollte Jacobi unter anderem seine beliebte Eigenproduktion streichen, um sich mehr um seine Aufgaben als Geschäftsführer zu kümmern, wie die SPD-Fraktionsvorsitzende Kathrin Wagner-Bockey betonte. Lange diskutiert wurde zudem ein Zuwendungsvertrag, in dem sich die Stadt verpflichtete, das Theater in den kommenden Jahren bei Investitionen und im laufenden Betrieb finanziell zu unterstützen. Doch das ambitionierte Vertragswerk wurde zusammengestrichen, am Ende verpflichtete sich die Stadt lediglich bis 2015 den bisherigen Zuschuss von 290 000 Euro pro Betriebsjahr weiter zu zahlen - das sorgte zwar für Planungssicherheit, hätte ein weiteres Defizit aber kaum verhindert. Das Fass zum Überlaufen brachte schließlich ein Bescheid der AOK über eine anstehende Nachzahlung von Sozialabgaben für den über Jahre scheinselbstständig angestellten Foyer-Leiter Thorsten Krämer. Über das Schreiben, das bereits im Dezember eingegangen war und zu einer Zahlung von über 50 000 Euro führen könnte, wurden die Gesellschafter erst Mitte Januar auf Nachfrage unterrichtet.