Gastauftritt: Erol Sander kommt ins KTS - Der Schauspieler über Jugendwahn und in Würde alt werden

Ein Mann, der wegen eines Porträts nicht altert - in seinem einzigen Roman "Das Bildnis des Dorian Gray" (englische Originaltitel: "The Picture of Dorian Gray") thematisiert der irische Autor Oscar Wilde die Moralvorstellungen und Dekadenz der Oberschicht im viktorianischen England des ausgehenden 19. Jahrhunderts. Damals löste das Werk einen Skandal aus, heute sind immer noch viele Leser von der Geschichte des zynischen Dandys Lord Henry Wotton und des jungen Dorian Gray fasziniert. Auch Erol Sander, deutscher Schauspieler mit türkischer Herkunft, ist von der Geschichte über Sittenverfall, Sünde und Schönheit begeistert: Der 45-Jährige rezitiert am Sonnabend, 8. Februar, im Kleinen Theater Schillerstraße (KTS) Passagen aus dem Roman. Dazwischen werden Szenen aus der jüngsten Oscar-Wilde-Verfilmung eingespielt ("Das Bildnis des Dorian Gray", von Oliver Parker (2009) mit Colin Firth und Ben Barnes). Wir haben mit Erol Sander über die Bedeutung des Romans gesprochen.

"Das Bildnis des Dorian Gray" gilt allgemein als eines der Hauptwerke des Ästhetizismus. Die Geschichte des ewig jungen Dorian Gray stammt aus dem Jahr 1890 - sehen Sie Parallelen zum heutigen Jugendwahn?

Erol Sander:

In meinem Verständnis beschäftigt sich Oscar Wilde in seinem Roman in erster Linie mit dem Hang des Menschen zum Narzissmus und Hedonismus - Themen, die sich von der Antike bis in die ferne Zukunft erstrecken werden. Wichtig ist nur, dass man sich heute von den Medien diesbezüglich nicht beeinflussen lässt und auch den Geschäftsbetrieb dieser großen Branche erkennt.

Apropos Medien: Sie selber haben innerhalb von zwölf Monaten 14 Kilo abgenommen - wie wichtig ist gutes Aussehen für Sie als Schauspieler?

Wenn Sie bei Aussehen an Sport mit ehrgeizigem Muskeltraining denken - nein, da bin ich eher lax. Mich halten meine zwei Kinder und die Hunde fit. Das stärkt die Lachmuskeln. Aber: Vor der Kamera kommt man immer etwas dicklicher rüber als man ist - und sagen wir es mal so: Uneitel bin ich nicht.

Unvergängliche Schönheit - können wir heute nicht mehr in Würde altern?

Eine Gegenfrage: Ist nicht jede Phase im Leben wichtig? Für mich persönlich denke ich, so lange es mir gelingt, das, was ansteht, so gut und intensiv wie möglich zu leben, wird mir hoffentlich auch das Altern in Würde gelingen. Altern heißt ja auch Erfahrungen sammeln, vielleicht so etwas wie Reife und Gelassenheit zu gewinnen. Weshalb ich nicht für immer jung, "for ever young", sein möchte - falls Sie auf Dorian Gray anspielen.

Sie haben auch schon als Fotomodel gearbeitet - was macht für Sie einen schönen Mann aus?

Ich denke, Schönheit kommt von innen. Was dann genau, liegt im Auge des Betrachters. Natürlich haben mich die sieben Jahre als Model geprägt, was mein Outfit und Stilfragen angeht. Außerdem habe ich mir damals so meine Schauspielausbildung finanziert. Und später hat mein Outfit mir wiederum bei meinen beruflichen Anfängen sicher nicht geschadet.

Ein weiterer zeitloser Charakter ist die Figur des Winnetou. Sehen wir Sie noch einmal in dieser Rolle bei den Karl-May-Festspielen in Bad Segeberg?

Wie heißt es so schön bei Hugo von Hofmannsthal: Jedes Ding hat seine Zeit. Nein, ich denke, diese Periode in Bad Segeberg ist für mich beendet und ich freue mich auf neue, kommende Herausforderungen.