Ausgliederung: Geesthachter Fans zufrieden - Sorge vor Ausgang der erforderlichen weiteren Abstimmung

Frenetischer Jubel in der Halle 6 des Congress Centrums Hamburg - über 7000 Fans des Fußballclubs HSV wollten am Sonntag mit über die Zukunft ihres Vereins entscheiden. Mitten in der Menge: Eine kleine Delegation der"Rauten Rowdys". Um 17 Uhr erlebten die fünf Männer des Geesthachter HSV-Fanklubs den Erdrutschsieg für das neue Konzept "HSVPlus". Insgesamt 79,4 Prozent der anwesenden Fans stimmten für eine Ausgliederung der Profifußballer. "Das ist ein Ergebnis, das wir uns gewünscht haben", sagt Gregor Drewelowski, Kassenwart der "Rowdys". Die Mitglieder des Geesthachter Fanklubs stimmten ebenfalls für das Modell von Initiator Ernst-Otto Rieckhoff.

Kein Gedanke an Ausverkauf: "Das ist eine neue Chance, wieder zu alter Stärke zurück zu finden", sagt auch Ralph Vollmers. Der Schiedsrichter des FSV Geesthacht ist schon sein ganzes Leben lang Fan und Supporter der Blauen. Immerhin sei der Verein auch auf das Geld neuer Investoren angewiesen. Bis zu 100 Millionen Euro sollen in den Kassen des Hamburger SV bereits fehlen. Unternehmer wie der Hamburger Klaus-Michael Kühne könnten dieses Loch als neue Partner stopfen - Investoren sollen maximal 24,9 Prozent der Anteile erwerben können.

Auch im "Stübchen" - dem Vereinsheim der "Rauten Rowdys" an der Geesthachter Straße - wird heftig über die Schuldenkrise des norddeutschen Traditionsvereins diskutiert. Die Schuldigen sind schnell gefunden: der Aufsichtsrat, beziehungsweise der Vorstand - denen fehle es nämlich an dem nötigen Sachverstand, an der fußballerischen Erfahrung. "Der Jarchow (Carl E. Jarchow, HSV-Vorsitzender; Anm.d. Red.) hat doch noch nie gegen einen Ball gekickt", so Drewelowski. Dies würde die vielen Trainerwechsel und verschiedene Fehleinkäufe bei den Spielern erklären.

Aber nicht nur mangelnde Sportkompetenz monieren die Fans bei der HSV-Führungsriege: "Da gibt es einfach zu viele Leute, die wirtschaftlich keine Ahnung haben", sagt Schiri Vollmers. Der 46-Jährige bedauert, dass er es nicht zur Abstimmung im CCH geschafft hat. Er musste ein Vorbereitungsspiel pfeifen, will aber bei der endgültigen Stimmabgabe im Frühjahr mit dabei sein. Bis dahin muss der HSV-Vorstand das neue Konzept komplett ausarbeiten, dann stimmen die Mitglieder endgültig darüber ab. Für die Umsetzung wird ein zweiter Erdrutschsieg von 75 Prozent benötigt.

Und vor dieser zweiten Abstimmung hat Friedrich Schuler, alias "Tiroler Friedl", Bammel. Der Leiter des HSV-Fanclubs Lohbrügge 1980 war ebenfalls im CCH dabei - zusammen mit drei auswärtigen Freunden. "Die hätten auch gern abgestimmt, mussten aber schon vorher nach Hause." Nun hat der HSV-Fan mit Tiroler Wurzeln Angst, dass nicht mehr so viele Fans von außerhalb zur zweiten Wahl kommen und so die Gegner von "HSVPlus" noch einmal alle Reserven mobilisieren könnten. Schuler: "Sie brauchen ja nur 26 Prozent."