Schillerstraße Mieter beklagt viele Missstände, Annington ignoriert sie lange Zeit

Wenn die Tage in dieser Jahreszeit feuchter sind, weiß Karl-Heinz Wollschläger: "Heute klingelt bei mir kein Besuch." Möglicherweise aber möchten Bekannte oder Freunde den 56-Jährigen auch bei Kälte und Nässe besuchen - doch Wollschläger kann sie einfach nicht hören. An diesen nassen Tagen funktioniert im gesamten Haus mit zwölf Mietparteien die Klingelanlage nicht. Dies ist seit Oktober 2013 an fast jedem Tag der Fall im Haus Schillerstraße 79. Vermutlich funktioniert die Anlage deshalb nicht, weil über der Türfront mit den Namensschildern das Vordach fehlt, Regenwasser so ungehindert in den Schaltkreis laufen kann.

Für alle Mieter bedeutet dies schon einen Verlust an Lebensqualität, wie Wollschläger ausführt: "Wer zu mir kommen möchte, muss sich per Handy mit mir verabreden." Das bleibt aber nicht das alleinige Ärgernis: "Wenn ich beispielsweise ein Paket bekomme, landet es bei der Post, weil ich den Boten nicht hören kann. Obwohl ich ja da bin." Und dieses Missverständnis kann für den Geesthachter in der Folge lange Wege nach sich ziehen, wenn das Paket dann eventuell bei einer Sammelstation in Hamburg landet.

Auch sonst gibt es in dem Gebäude viele Missstände: Wollschläger wohnt seit fast drei Jahren in seiner Zwei-Zimmer-Wohnung im ersten Stock, und seit jeher gibt es für die zentrale Tür, die zu den diversen Kellerräumen führt, kein Schloss. Somit werden Einbrecher richtiggehend eingeladen, was auch schon ausgenutzt worden ist. Dazu ist die Steintreppe als Aufgang zum Haus zerfallen, auch die Balkone sind laut Wollschläger sanierungsbedürftig.

Hauptsächlich ärgert ihn und seine Nachbarn aber die Tatenlosigkeit des bundesweit größten Wohnungsunternehmens Deutsche Annington Immobilien Gruppe, dem das Gebäude und insgesamt in Geesthacht 2200 Wohnungen (entspricht etwa 30 Prozent der vorhandenen Wohnungen) gehören. Wollschläger meldete sich bei der Zentrale in Bochum zum ersten Mal am 15. Oktober, wurde mit dem Hinweis abgebügelt, dass Annington "nur zuständig für Angelegenheiten innerhalb von Wohnungen, nicht aber außerhalb" sei und nach Bergedorf zur Verwaltung verwiesen. Bis zum 16. Dezember versuchte es der Geesthachter weitere zehn Mal fernmündlich, um in der Klingel-Affäre voranzukommen. Bis heute ist nichts geschehen.

Auf Nachfrage unserer Zeitung bestätigt die Annington plötzlich einen baldigen Reparaturtermin: "Erst kürzlich haben wir erfahren, dass weiterhin Probleme mit der Anlage vorliegen. Daraufhin wurde für Mittwoch ein erneuter Termin abgestimmt", sagt Annington-Sprecherin Jana Gantenberg, nachdem im Oktober eine erste Reparatur erfolgt sein soll. Auch in puncto Keller und Aufgang soll sich zeitnah etwas bewegen. Gemeinsam mit der Verwaltung habe man ein entsprechendes Sicherungsschloss bestellt, und für die Treppe ist eine "optische Aufwertung" geplant.

Karl-Heinz Wollschläger dürften diese Nachrichten freuen. Wobei da noch eine Kleinigkeit wäre: Wer es vor Wollschlägers Wohnungstür schafft, ist noch nicht am Ziel. Diese Klingel funktioniert momentan auch nicht.