Inventur: Unternehmen müssen ihren Bestand mindestens einmal jährlich erfassen

17 000 bis 18 000 Artikel gehören zum Sortiment von Edeka Lippert an der Berliner Straße. Und alle sollen jederzeit für die Kunden vorrätig sein. Die Inventur ist darum für dieses Geschäft besonders wichtig. Doch nicht nur Einzelhändler zählen zum Jahreswechsel ihren Bestand. Alle Unternehmen sind dazu per Gesetz einmal jährlich verpflichtet.

"Für unser Frischesortiment machen wir aber sogar einmal im Monat Inventur", sagt Andreas Lippert, Chef des Edeka-Marktes. Obst und Gemüse, Käse, Wurst und Fleisch - alles wird dann erfasst. Für das Hauptsegment - von den Getränken über Nudeln und Konserven bis zu Streichhölzern und Toilettenpapier - setzt Lippert dreimal jährlich eine Zählung an. Auch an diesem Sonnabend sind seine Angestellten dafür wieder im Einsatz. Björn Schliebs und Hauke Dähn, beide Kaufmann und in der Ausbildung zum Handelsfachwirt, kontrollieren alle Waren. Ihr wichtigstes Werkzeug: das Mobile Daten-Erfassungsgerät. "Damit regeln wir hier alle Abläufe, erfassen den Bestand, können auch Bestellungen aufgeben und neue Artikel ins Sortiment aufnehmen", erklärt Björn Schliebs.

Das Gerät liest den EAN-Strichcode (EAN: European Articel Number) ab, Schliebs und Dähn zählen die Artikel von jeder Art, die im Regal stehen und geben sie ein. "Das hätten wir mal Silvester machen sollen, da war alles schön leer", sagt Björn Schliebs. Alle Werte, die zum Vermögen des Geschäfts gehören, werden so erfasst - wichtig für das Finanzamt. "Wir sortieren aber auch Abgelaufenes aus, das bisher übersehen wurde. Oder ersetzen Artikel, die durch Diebstahl oder Bruch fehlen und darum vom Warenwirtschaftssystem nicht erfasst wurden", so Hauke Dähn.

Geschlossen wird das Geschäft für die Inventur an diesem Sonnabend nicht. Anders als beim Kaufhaus Nessler, wo ebenfalls heute Inventur ansteht. "Das ist viel Arbeit. Wir haben darum bereits ab 14 Uhr geschlossen", sagt Geschäftsführerin Irina Ritter.

Für den Toom-Markt an der Düneberger Straße ist die Inventur ein Großereignis, für das eigens ein Dienstleister verpflichtet wird. "Am Montag kommt das Unternehmen mit bis zu 100 Leuten zu uns", sagt Jörg Grosser von der Geschäftsleitung. Kein Wunder: Immerhin 40 000 Artikel müssen gezählt werden. Schon seit sechs Wochen bereiten Grossers Mitarbeiter den Einsatz vor. "Wir müssen unter anderem dafür sorgen, dass alle Artikel scanbar sind", sagt der Chef. Behälter mit losen Schrauben werden gewogen, Teppichrollen über bestimmte Formeln berechnet.

"Die Inventur ist für alle Unternehmen Pflicht", erklärt Paul Apel, kommissarischer Chef der Wirtschaftlichen Vereinigung Geesthacht. Festgestellt werde dann auch, was bereits abgeschrieben ist oder was noch abgeschrieben werden kann. In den Seniorenheimen der Familie Apel wurde bereits vor Weihnachten alles gezählt, teilweise auch aussortiert: Von Medikamenten über Blutdruckgeräte bis zum Mobiliar.

Auch im produzierenden Gewerbe wird Inventur gemacht - meistens zum Jahresende. "Wir haben zwei bis drei Tage vor Weihnachten mit der ganzen Belegschaft gezählt, was wir am Lager haben", sagt Thomas Koch von der Firmenleitung der CTS Composite Technologie GmbH. Das Unternehmen an der Mercatorstraße liefert Bauteile aus Faserverbundstoffen (GfK) an Kunden in ganz Europa.