Geesthacht (jhs). Es ist ein eher befremdliches Verhalten dieser Tiere, das sich den Autofahrern hinter dem Ortsausgangsschild Geesthacht entlang des Waldgebiets in Besenhorst Richtung Bergedorf derzeit fast allabendlich offenbart.

Wenn es dunkel wird, taucht eine ganze Rehkolonie gefährlich nah an der Fahrbahn auf. Die Tiere stehen fast schon todesmutig auf dem Asphalt - ein echter Schreckmoment für Autofahrer.

Wie kommt es, dass das doch eigentlich eher scheue Wild bis auf wenige Meter an eine viel befahrene Straße herankommt? Kreisjägermeister Horst Meister erklärt: "Ich könnte mir vorstellen, dass dort Mineralien, beispielsweise von Düngemittel oder aus Streugut, in den Boden eingesickert sind. Das zieht die Tiere an, sie lecken diese Salze dann auf." Der verantwortliche Jagdpächter Jens Voss stimmt zu: "Die fühlen sich da wohl. Das Wild frisst und leckt gern Salziges auf."

Dabei hat gerade Voss schon einiges unternommen, die Tiere weiter vom Asphalt fernzuhalten. Er stellte unter anderem drei Salzlecken in den höheren Lagen des zur Straße hin abfallenden Waldes auf, bejagte in besagtem Sektor das Wild stärker. Doch die Gier auf die im Boden versteckten Schätze zieht die eher zur Flucht neigenden Geschöpfe immer wieder an die Straße heran. Selbst vor den Scheinwerfern der Fahrzeuge haben sie keine Angst. "Ich begreife es selber nicht", sagt ein fast schon resignierender Voss, "warum die dort stehen. Sie sind schon sehr mutig und fit."

Es grenzt an ein Wunder, dass in jüngerer Vergangenheit kaum Unfälle am Besenhorst verzeichnet wurden. Obgleich die Strecke als Auffahrt zur Autobahn 7 in Richtung Bergedorf viel frequentiert ist. Doch die Statistik lügt nicht, sagen die Beamten. Polizeichef Thomas Specht: "Wir haben dort keine signifikante Häufung an Unfällen, obwohl das Gebiet insgesamt, was Gefahr durch Wildwechsel angeht, bekannt ist." Damit die Unfallquote unten bleibt, rät Kreisjägermeister Horst Meister: "Tempo runter und Augen - auf insbesondere zur Waldseite hin!"